Inhalt: Alice steht vor Gericht und kämpft um das Sorgerecht ihrer Kinder und gegen die Justiz, die sie seit zwei Jahren im Stich lässt und den Anschuldigungen ihrer Kinder gegenüber dem Vater keinen Glauben schenkt. Es ist ein erbitterter Kampf gegen ihre eigenen Gefühle, während sie eine geschlagene Stunde zusammen mit dem Vater ihrer Kinder in einem Raum verbringen muss, in der Hoffnung, am Ende Gehör zu finden.
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Film Kritik
Ein Kammerspiel der ganz anderen Art. Schon fast in Echtzeit erzählt der Film die Geschichte einer zerbrochenen Familie, die versucht, weiterzuleben und die vermeintlich düstere Vergangenheit hinter sich zu lassen. Dabei spielt nicht nur das ausgesuchte Bildformat eine tragende Rolle, sondern auch die Ton- und Musikebene sowie die Kameraeinstellungen.
Alles scheint hier durchdacht und bedachtsam gewählt. Die dumpfen Schläge eines Hammers, der an typische große Gerichtsszenen erinnert und vorausschauend einläutet, was bevorsteht. Sobald die Mutter mit ihren Kindern das Gerichtsgebäude betritt, beginnt eine beängstigende Stimmung, den Zuschauer einzunehmen.
Dazu tragen auch die lauten Atemgeräusche, die raumfüllend der sichtlich unter Stress stehenden Mutter zugeordnet werden, dazu bei. Hintergrundgeräusche und andere Klänge klingen dagegen dumpf und weit in der Ferne.
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Erschafft ein beklemmendes Gefühl das einen nicht loslässt
Die verschiedenen Stadien von Stress werden realistisch abgebildet, bis hin zu Magenkrämpfen und einem Gang zur rettenden Toilette. Dabei schafft es Myriem Akheddiou, die Figur der Mutter nicht nur zerbrechlich und aufgelöst zu spielen, sondern verleiht ihr gegen Ende auch eine Art Stärke, die sich im letzten Monolog Bahn bricht.
Wirklich hervorragend gelingt es dem Film, ein beklemmendes Gefühl zu erschaffen, das den Zuschauer auch zum Schluss nicht loslassen mag. Man nimmt als unparteiischer Zuschauer dieselbe Position ein wie die Richterin, die nicht versagen mag, zu entscheiden, wer Recht hat und wer eventuell lügt. Die Stärke des Films liegt vor allem darin, zu zeigen, wie schwer es für die Justiz ist, in einem solchen Fall ein Urteil zu fällen.
Denn aus Filmen wie „Die Jagd“ wissen wir sehr wohl, dass auch Kinder sich ihre eigene Wahrheit zurechtlegen können. Vielleicht sind sie sauer auf ihre Eltern, die sich getrennt haben, und vor allem auf den Vater, der eine neue Frau an seiner Seite hat. Die Zwickmühle, in der die Richterin steckt, spürt man besonders in ihrer letzten Einstellung.
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Schwermütig mit minutenlangen Monologen
Der Film ist zwar ein figurenarmes Kammerspiel, aber dafür ein monologreiches. Das ist zugleich leider auch eine Schwäche des Films. Denn die minutenlang andauernden Monologe der einzelnen Vertreter der Parteien oder des „Councils“ sowie der beiden Elternteile nehmen den Großteil der Handlungszeit ein. Dabei fällt es manchmal schwer, den emotionslosen Berichten der Vertreter zu folgen.
Spannender hingegen sind die emotionaleren Monologe der Elternteile. Und während man jeder Partei glauben möchte, wirken auch fast schon hysterische Ausbrüche der Mutter fragwürdig und stellen sie teilweise in ein falsches Licht. Was wiederum den starken Zweifel an ihrer Erzählung verstärkt.
„We believe you“ bietet viel Raum für eigene Interpretationen. Auch in dem Moment, in dem man noch die bruchstückhaften Ausschnitte aus dem Gespräch mit den Kindern hört, die bis zum Ende kaum Platz im Film erhalten. Dennoch wirkt der Film manchmal auch schwermütig mit seinen langen Einstellungen, in denen die Kamera in Close-Ups auf den Gesichtern seiner Figuren verharrt.
Fazit: Der Film bricht kaum seine starren und schwerwiegenden Strukturen auf, sodass man mit einem schweren Gefühl auf der Brust aus einem Drama geht, das einen nicht loslässt und das keine endgültige Wahrheit präsentieren mag. So spiegelt er wahrscheinlich auch einen Teil der Realität wider, mit dem sich die Justiz konfrontiert sieht. Film Bewertung: 6 / 10