Film: Berlin Alexanderplatz
Regie: Burhan Qurbani
Im Kino ab: 16. April
Länge: 183 min
FSK: unbekannt
Berlin Alexanderplatz – Story:
Francis, der welcher alles überlebt. Er kommt nach Berlin, nachdem er aus seiner Heimatstadt geflohen ist. Seine Schwester ist bei der Überfahrt ums Leben gekommen. Nur er hat es geschafft. Jetzt lebt er in einer Unterkunft für Flüchtlinge, arbeitet illegal. Aber er hat sich geschworen von nun an, ein guter Mann zu sein.
Da kommt das Angebot von Reinhold ungelegen. Dieser will Flüchtlinge anwerben für ihn Drogen zu verticken. Doch Francis dürfte auch das Kochen übernehmen.
Als dieser seinen anderen Job verliert, taumelt er betrunken durch die Nacht direkt in Reinholds Arme. Dieser empfängt ihn ohne das Francis weiß das dies sein Untergang sein wird. Von nun an geht es für ihn auf eine Abwärtsspirale und am Ende wird er an sich selbst, an Reinhold und an der Stadt Berlin zerbrechen.
Filmkritik:
von Nicola Scholz
Alfred Döblin schrieb 1929 einen Roman, Burhan Qurbani dreht im 21. Jahrhundert einen Film, bringt Figuren und Handlung Döblins zu uns in die Gegenwart. Statt einem Häftling der wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden soll, ist es hier ein Flüchtling der nicht mehr als Flüchtling betitelt
werden will, denn er will nicht mehr fliehen, sondern irgendw ankommen, arbeiten und ehrlich verdienen.
Doch das Schicksal stellt sich gegen ihn. Der ganze Film wird in fünf Kapiteln erzählt. Die Stimme von Mieze, gespielt von Jella Haase, führt uns nicht nur durch die Handlung sondern nimmt uns vieles schon vorweg. So erzählt sie direkt zu Beginn, bei den ersten Bildern von Francis von
seinem Weg und das er straucheln und am Ende an der Stadt zerbrechen wird. Dieses Voice Over, so poetisch es auch sein mag und als roter Faden durch die Handlung führt, so störend ist es dennoch.
Welket Bungue ist die Entdeckung der Berlinale 2020
Dabei sind direkt die ersten Bilder von Francis auf der Flucht, halb ertrinkend im Wasser, so grausam schön eingefangen: In rotes Licht getaucht und über Kopf gedreht, fragt man sich wo Himmel und wo
Erde ist und erzählt gleichsam damit auch das Innenleben der Figur mit.
Francis gespielt von Welket Bungué ist hierbei die Entdeckung der Berlinale. Er spielt den eigentlich immer frohen Francis, der mit so viel Lebensmut, Offenheit und Gutmütigkeit an alles und jeden herantritt und dabei immer wieder an seine eigenen Grenzen getrieben wird, mit so viel Hingabe, dass man ihm liebend gerne drei Stunden durch seine Geschichte folgt.
Aber auch ein Albrecht Schuch, den man zunächst gar nicht als diesen erkennt, so wie er sich schon mitsamt seiner Körperhaltung der Figur eigenen macht, spielt herausragend. Er verkörpert den teuflischen Reinhold so bitterböse und durchtrieben, dass man dem immer dichter werdenden Höhepunkt atemstockend entgegen schaut. Und über allem thront der Alexanderplatz.
Neonlichter, triste graue Berlinstimmung, leuchtende Masken und actiongeladene Szenen. Vielleicht sind drei Stunden etwas happig und man hätte sich vor allem die ständigen unterbrechenden Voice Over sparen können, aber dennoch sitzt man gerne im Kinosessel und drei Stunden fühlen sich noch lange nicht an wie drei Stunden und das ist schon fast der
positivste Aspekt. Obwohl die Handlung in die Gegenwart geholt wurde, hat man das Gefühl, dass es die Texte und Dialoge nicht immer sind.
Ein Film der Aufrüttelt und dabei zerrissen zurücklässt
Episch poetisch klingen sie manchmal alle, sprechen in verschrobenen Sätzen, taumeln zwischen englisch und deutsch, das man bald vergisst, wann welche Sprache gesprochen wird. Und trotzdem wirkt alles wie eine einzige Fahrt zur Hölle und man sitzt erste Reihe in der Achterbahn. Man wird sofort mitgerissen in einen Strudel, der auch durch die grausamsten Ereignisse nicht gestoppt wird.
Dieser Film läuft nicht nur in Bildern auf der Leinwand ab, er spielt gleichzeitig auch in den Köpfen der Zuschauer und läuft dort noch lange nach dem Abspann weiter. Nur der Epilog zerreißt alles und raubt einem den magischen Filmmoment, den man bis gerade noch gehabt hatte.
Berlin Alexanderplatz ist ein Film, der auch in meinem eigenen Kopf eine zwiegespaltene Stimme hatte. Am Ende überwiegt das Erlebnis dieser außergewöhnlichen Figur des Francis drei Stunden gefolgt zu sein und so viele Höhen und Tiefen mitgemacht zu haben, wie schon lange nicht mehr in irgendeinem Film.
Wertung: 8/10
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