BABO-DIE HAFTBEFHEL STORY PREMIERE IN BERLIN

Der Berliner Premierenabend in der Astor Filmlounge am Kurfürstendamm stand ganz im Zeichen eines Künstlers, der wie kaum ein anderer das Gesicht des deutschen Rap verändert hat: Aykut Anhan, besser bekannt als Haftbefehl. Die Gäste – von Szenegrößen bis zu Weggefährten – feierten die Netflix-Dokumentation Babo – Die Haftbefehl-Story mit minutenlangem Applaus. Ein Abend zwischen Glamour und Gänsehaut, zwischen Straßenrealität und Starstatus.

BABO-DIE HAFTBEFHEL STORY PREMIERE IN BERLIN
© Netflix

Zwischen Ruhm und Realität

Haftbefehl, geboren in Offenbach, ist längst mehr als nur ein Musiker. Er ist ein Symbol – für Aufstieg, Schmerz und die Unmöglichkeit, den eigenen Schatten zu entkommen. Babo – Die Haftbefehl-Story taucht tief in das Leben eines Mannes ein, der den Begriff „Straßenrap“ in Deutschland nicht nur geprägt, sondern neu definiert hat. Seine Musik erzählt von der Härte des Lebens, das ihn geformt hat: Armut, Kriminalität, Gewalt und Drogen sind keine Pose, sondern Realität.

Diese Authentizität, oft roh und ungeschliffen, hat Haftbefehl zu einer Stimme gemacht, die über Genregrenzen hinaus Gehör findet. Doch die Doku zeigt auch den Menschen hinter der Kunstfigur einen Künstler, der zwischen Größenwahn und Selbstzweifel pendelt, zwischen Mythos und Menschlichkeit. Zur feierlichen Premiere erschienen Aykut Anhan gemeinsam mit seiner Ehefrau Nina, den Regisseuren Juan Moreno und Sinan Sevinç sowie den Produzenten Elyas M’Barek und Pacco-Luca Nitsche von 27KM’B Pictures.

Der rote Teppich füllte sich mit bekannten Gesichtern aus Musik, Film und Medien: Casper, Reezy, Louis Klamroth, Oliver Polak, Trystan Pütter, Taneshia Abt sowie Düzen und Tülin Tekkal erwiesen dem Offenbacher Ausnahmekünstler ihre Ehre. Es war ein Abend voller Emotionen – eine Feier des Erfolgs, aber auch eine stille Anerkennung für den Mut, die eigene Geschichte ohne Filter zu erzählen. Der langanhaltende Applaus des Premierenpublikums war weniger Jubel über Ruhm als Respekt vor Verletzlichkeit.

BABO-DIE HAFTBEFHEL STORY PREMIERE IN BERLIN Hauptprotagonist Aykut Anhan aka Haftbefehl mit Ehefrau Nina Anhan (4. u. 5. v.l.), den Produzenten Elyas M’Barek (6. v.l.) und Pacco-Luca Nitsche (1. v.l.) sowie den Regisseuren Juan Moreno (2. v.l.) und Sinan Sevinç (3. v.l.)
Hauptprotagonist Aykut Anhan aka Haftbefehl mit Ehefrau Nina Anhan (4. u. 5. v.l.), den Produzenten Elyas M’Barek (6. v.l.) und Pacco-Luca Nitsche (1. v.l.) sowie den Regisseuren Juan Moreno (2. v.l.) und Sinan Sevinç (3. v.l.) © Netflix

Das Porträt eines Getriebenen

Die Dokumentation zeigt Haftbefehl nicht als reinen Performer, sondern als komplexe Figur zwischen Kunst und Abgrund, zwischen Selbstinszenierung und Selbstzerstörung. Sie legt offen, wie tief die Narben seiner Vergangenheit in seiner Kunst eingeschrieben sind. Die Kamera begleitet ihn in Momenten des Triumphs, aber auch der inneren Leere. Abseits aller Klischees über Gewalt- oder Drogenverherrlichung beleuchtet der Film, wie die Traumata seiner Kindheit zu Triebkräften seiner Kreativität wurden und ihn zugleich immer wieder an den Rand des Zusammenbruchs führten.

Haftbefehl erscheint hier nicht als Opfer seiner Umstände, sondern als Chronist einer Realität, die viele lieber verdrängen würden. Visuell setzt die Dokumentation auf kraftvolle Kontraste: Neonlicht trifft auf Dunkelheit, Clubszenen auf stillstehende Vorstadtbilder, Luxus auf Einsamkeit. Die Regisseure Moreno und Sevinç schaffen ein filmisches Gleichgewicht zwischen dokumentarischer Ehrlichkeit und künstlerischer Wucht.

© Netflix

Babo – Die Haftbefehl-Story ist kein gewöhnliches Musikerporträt. Es ist ein intensiver, manchmal schmerzhafter Blick in die Seele eines Mannes, der seine Dämonen nie losgeworden ist und vielleicht gerade deshalb zu einem der wichtigsten Künstler Deutschlands wurde. Ein Film über Widersprüche: Erfolg und Abgrund, Härte und Zärtlichkeit, Mythos und Mensch. Haftbefehl steht am Ende nicht als Idol da, sondern als Spiegel einer Gesellschaft, die er schonungslos besingt. Eine mutige und tief emotionale Doku über Authentizität, Trauma und den Preis des Erfolgs und ein filmisches Denkmal für einen Künstler, der nie aufgehört hat, er selbst zu sein.