Oscar®-Preisträger und Golden Globe® Gewinner
Javier Bardem: „Als ich die Geschichte zu verstehen begann, fand ich,
dass sie ein großes Geschenk für einen Schauspieler ist.„
Auf der Suche nach Leo: Javier Bardem – WEGE DES LEBENS – THE ROADS NOT TAKEN
Regisseurin Sally Potter war schon beim Schreiben des Drehbuchs klar, dass sie als Leo einen Schauspieler brauchte, der zweierlei Anforderungen erfüllt. Er musste zum einen abwechslungsreich genug sein, um alle Identitäten der Figur glaubhaft zu verkörpern, zum anderen ausreichend charismatisch, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer dauerhaft zu binden.
„Es musste jemand sein, der so viel Präsenz besitzt, dass man ihn in all seinen Inkarnationen kennenlernen möchte und zugleich glaubt, dass es sich dabei immer um dieselbe Person handelt“.
Sally Potter
Während der Entstehung der ersten Drehbuchentwürfe hatte die Regisseurin dennoch keinen bestimmten Schauspieler im Blick.
„Ich habe ziemlich lange gebraucht, um herauszubekommen, wer passen könnte.“
Diese Situation änderte sich, als der mit einem Oscar® und einem Golden Globe® ausgezeichnete Javier Bardem den Wunsch äußerte, sich dem Projekt anzuschließen. Abgesehen von seiner enormen Präsenz vor der Kamera, brachte der Schauspieler auch die gewünschte Vielseitigkeit mit. Bardem hat so unterschiedliche Charaktere wie den kubanischen Dichter Reinaldo Arenas in Julian Schnabels Before Night Falls (Oscar®-Nominierung als „Bester Hauptdarsteller“) oder den diabolischen Killer Anton Chigurh in dem Neo-Western No Country For Old Men der Coen-Brüder (Oscar® als „Bester Nebendarsteller“) zum Leben erweckt.
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Publikum und Kritiker konnte er in seiner fast dreißigjährigen Karriere gleichermaßen von sich überzeugen. Doch selbst für einen so talentierten und erfahrenen Schauspieler wie Bardem stellte die Rolle des Leo eine Herausforderung dar: Es galt, nicht nur eine Figur zu verkörpern, sondern mehrere – und das mit nur einer Darstellung.
„Das war die Aufgabe“, lacht Bardem. „Es existieren verschiedene Persönlichkeiten innerhalb einer einzigen Person; es sind sozusagen verschiedene Teile von Leo. Einer ist eher emotional getrieben, ein anderer eher durchgeistigt. Und dann ist da der Leo, dem wir in Brooklyn begegnen und der aufgrund seiner Erfahrungen sehr unorganisiert und unkontrolliert erscheint. Aber die anderen Geschichten lassen uns das tiefste Innere seiner Persönlichkeit erkennen.“
Beim Lesen des Drehbuchs empfand Bardem Vorfreude, aber auch Respekt.
„Als ich die Geschichte zu verstehen begann, fand ich, dass sie beklemmend ist, zugleich aber auch ein großes Geschenk für einen Schauspieler. Verschiedene Aspekte dieser einen Person spielen zu können und dass sich alles im Kopf dieses verlorenen Mannes abspielt, war eine große Herausforderung – und auch ein enormes Risiko!“
Bardem beginnt zu lachen.
„Die Belohnung könnte darin bestehen, dass wir damit eine wirkliche Verbindung zum Publikum herstellen. Mit der Frage, was mit einem geschieht, wenn man eine bestimmte Wahl trifft, unterhält man nicht nur, sondern bewegt die Zuschauer auch. Vorausgesetzt, man kann auf so ausgezeichnetes Material zurückgreifen wie wir.“
„Ich habe mich sehr darauf gefreut, das Drehbuch an Javiers einzigartige Qualitäten anzupassen“
Sally Potter
Als Potter erfuhr, dass Bardem die Rolle des Leo übernehmen wollte, war sie überglücklich.
„Javier ist unglaublich charismatisch. Er füllt die Leinwand. Bei einer so starken Präsenz erzeugt die Darstellung männlicher Verwundbarkeit eine aufregende, widersprüchliche Spannung. Ich habe mich sehr darauf gefreut, das Drehbuch an Javiers einzigartige Qualitäten anzupassen und sein ungemein ausdrucksstarkes Gesicht mit der Kamera zu erkunden.“
Noch entscheidender war für Potter jedoch, dass der begabte Schauspieler aus den richtigen Gründen an dem Projekt teilhaben wollte.
„Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass er den Film so ernst genommen hat. Er ließ sich nicht von den enormen Ansprüchen an die Rolle blenden, sondern hat sich ernsthaft gefragt, ob er ihnen auch gerecht werden kann. So begann ein langer, gemeinsamer Vorbereitungsprozess.“
Sally Potter
Bardem stellte eigene Nachforschungen über psychische Erkrankungen an
Natürlich ist Filmemachen immer ein Akt der Zusammenarbeit. Bei Regisseurin Potter und Bardem fand sie jedoch in besonders intensiver Form statt. Die beiden trafen sich vor Beginn der Produktion häufig in Madrid, um die Details des Projekts zu besprechen. Parallel zu diesen langen Gesprächen stellte Bardem eigene Nachforschungen über psychische Erkrankungen an.
Er war zunächst davon überrascht, das Drehbuch für den Film überhaupt erhalten zu haben. Bardem war davon ausgegangen, dass Leo an Alzheimer leidet und er als Schauspieler zu jung für eine solche Rolle sei.
„Als mir klar wurde, dass die sogenannte frontotemporale Demenz eine völlig andere Krankheit ist, begann ich, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Und ich war schockiert, wie jung viele der Betroffenen sind.“
Javier Bardem
Bardem weiter:
„Das wiederum half mir, die Geschichte besser zu verstehen. Ich stellte mir vor, wie es ist, in jungen Jahren an einer solchen Krankheit zu leiden. Patienten, die aktiv, impulsiv und noch körperlich stark sind, stellen ihre Betreuer vor große Probleme, da diese sie nur schwer kontrollieren können.“
Seine Recherchen führte Bardem in Spanien unter Mithilfe der „Asociación de Demencia Frontotemporal“ durch.
Die Organisation mit Sitz in Bilbao hat es sich zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit zu leisten, über die Krankheit zu informieren und Menschen zu unterstützen, die mit ihr leben.
Bardem war von den Geschichten der Betreuer und Familienmitglieder der Patienten zutiefst bewegt.
„Für sie ist es herzzerreißend, mit anzusehen, wie die Sprachfähigkeiten, das Gedächtnis und die Fähigkeiten der Betroffenen sich verändern. Gleichzeitig war es sehr inspirierend, die Liebe der Betreuerinnen und Betreuer zu erleben und zu sehen, wie fürsorglich sie mit den Patienten umgehen.“
Javier Bardem
q. Universal Pictures
Kinostart: 13. August 2020
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