Andor Staffel 2

Inhalt: In Staffel 2 werden sich die Charaktere und ihre Beziehungen vertiefen, während der Krieg immer näher rückt und Cassian eine Schlüsselrolle in der Rebellenallianz einnimmt. Jeder wird auf die Probe gestellt und je mehr auf dem Spiel steht, desto tiefgreifender werden der Verrat, die Opfer und die verschiedenen Absichten.

© Disney Deutschland

Der Weg zum Widerstand wird persönlich, politisch und brutal realistisch

Die zweite Staffel von Andor setzt Tony Gilroys Star-Wars-Serie eindrucksvoll fort – und bleibt dabei dem kompromisslosen Ton treu, der sie von Anfang an geprägt hat. Im Mittelpunkt steht erneut Cassian Andor (Diego Luna), dessen Reise vom Außenseiter zum Rebellen-Agenten in der aktuellen Staffel in ihre alles entscheidende Phase geht. Auch wenn das Ende seiner Lebensgeschichte aus Rogue One längst bekannt ist, gelingt es der Serie, den Zuschauer auf eine unvorhersehbare, packende Reise mitzunehmen.

Die erste Episode der neuen Staffel setzt vier Jahre vor der legendären „Schlacht von Yavin“ ein. In einer zunehmend von Angst, Kontrolle und Gewalt geprägten Galaxie stiehlt Cassian ein imperiales Testschiff – eine Aktion, die schwerwiegende Konsequenzen nach sich zieht. Währenddessen lebt Bix (Adria Arjona), die durch ihre Erlebnisse schwer gezeichnet ist, im Verborgenen, nur begleitet von dem treuen Droiden B2EMO. Zugleich spitzt sich die Situation innerhalb des Imperiums zu: Dedra Meero (Denise Gough), kühl und verbissen wie nie zuvor, wird von Direktor Krennic (Ben Mendelsohn) auf ein neues Projekt angesetzt, welches einen düsteren Schatten vorauswirft – unter anderem für die Menschen auf Ghorman, die bald zum Schauplatz imperialer Grausamkeit werden.

Darunter befindet sich auch Syril Karn (Kyle Soller), dessen Loyalität sich längst in gefährlichen Fanatismus gewandelt hat. Unterdessen befindet sich Senatorin Mon Mothma (Genevieve O’Reilly) in einer politischen und persönlichen Zwickmühle. Sie ist gezwungen, ihre Tochter in eine arrangierte Ehe zu manövrieren – ein großes Opfer für das Allgemeinwohl. Die Handlung ist in drei Abschnitte unterteilt, die jeweils ein Jahr umspannen. Dadurch wird nicht nur der allmähliche Aufbau der Rebellion deutlich, sondern auch, wie sich persönliche Ereignisse mit dem Lauf der Geschichte verflechten.

(L-R): Corv (Noof Ousellam), Lieutenant Keysax (Nick Moss), Supervisor Dedra Meero (Denise Gough) und Captain Vanis Tigo (Wilf Scolding) in Lucasfilm's ANDOR.
(L-R): Corv (Noof Ousellam), Lieutenant Keysax (Nick Moss), Supervisor Dedra Meero (Denise Gough) und Captain Vanis Tigo (Wilf Scolding) in ANDOR. ©2022 Lucasfilm Ltd. TM. All Rights Reserved.

Eine galaktische Tragödie in Episoden

Vor allem Cassians Zerrissenheit ist deutlich spürbar: Er führt nicht nur einen Kampf gegen das Imperium, sondern auch gegen seine eigene Angst, Teil einer Sache zu werden, die größer ist als er selbst. In Staffel 2 stellt Andor einmal mehr die Frage nach dem Preis des Widerstands. Sämtliche Figuren – von Luthens Assistentin Kleya (Elizabeth Dulau) bis zu Vel (Faye Marsay), die eine der beeindruckendsten Szenen der Staffel hat – werden mit moralischen Entscheidungen konfrontiert, die keine einfachen Antworten zulassen.

Die Serie brilliert nicht nur durch ihre tiefgründigen Dialoge und die sorgfältig ausgearbeiteten Charaktere, sondern auch durch ihr politisches Gespür. Es werden Themen wie Überwachung, Opportunismus, staatliche Gewalt und kollektive Traumata mit außergewöhnlicher Deutlichkeit und Aktualität behandelt – weit entfernt von der typischen Space-Opera-Rhetorik. Auch das Star-Wars-Erbe wird nicht ausgelassen: ikonische Schauplätze, vertraute Charaktere und dezente Anspielungen verbinden die Serie gekonnt mit dem umfangreichen Kanon. Das emotionale Highlight sind zwei Episoden, die sich kompromisslos mit den Gräueltaten des Imperiums auseinandersetzen – bewegend und erschütternd zugleich.

Selbst ohne Jedi und Lichtschwert gelingt es Andor, die wesentlichen Aspekte von Star Wars zu vermitteln: Hoffnung, Widerstand, Aufopferung – mit filmischer Wucht und inhaltlicher Tiefe erzählt. Nur das Staffel-Finale wirkt durch die Erzählstruktur gelegentlich etwas überfrachtet. Allerdings bleibt die emotionale Wirkung der Geschichte erhalten. Es gibt eine Szene, in der ein Heiler mit Macht Kenntnissen Cassian als „Boten“ erkennt – als jemanden, der Dinge zusammenträgt und sie zu einem höheren Zweck leitet. So verhält sich auch die Serie selbst: Sie sammelt Momente, schafft Zusammenhänge, bildet aus Bruchstücken eine vollständige Identität.

Fazit: Wunderschön gemacht, klug strukturiert und zutiefst bewegend – Andor Staffel 2 zementiert Tony Gilroys Werk als eine der besten Star Wars-Produktionen überhaupt. Diese Serie beweist, dass große Geschichten oft im Kleinen erzählt werden – und dass Widerstand, ganz gleich in welcher Galaxis, immer seinen Preis hat. Serien Bewertung: 9 / 10