A Big Bold Beautiful Journey

Inhalt: Manche Türen bringen dich zurück in deine Vergangenheit. Manche Türen führen dich in deine Zukunft. Und manche Türen verändern alles. Die Singles Sarah (Margot Robbie) und David (Colin Farrell) treffen sich zum ersten Mal auf einer Hochzeit und begeben sich anschließend, dank einer überraschenden Wendung des Schicksals, zusammen auf eine große, gewagte und grandiose Reise – auf ein witziges, fantastisches und mitreißendes Abenteuer, bei dem sie nicht nur gemeinsam in ihre jeweilige Vergangenheit eintauchen. Sie erkennen auch, wie sie dorthin gekommen sind, wo sie heute sind und dass sie vielleicht eine Chance erhalten haben, ihre Zukunft zu verändern.

© Sony Pictures Germany

Ein Roadtrip durch Erinnerungen

Nachdem er mit seinem gefeierten Debüt Columbus und dem philosophisch fundierten Science-Fiction-Drama After Yang für Aufsehen gesorgt hat, setzt Kogonada nun seine Auseinandersetzung mit existenziellen Themen wie Liebe, Erinnerung und Tod in A Big Bold Beautiful Journey fort. Für diesen Film holt der in Seoul geborene amerikanische Regisseur erneut Colin Farrell vor die Kamera und lässt ihn an der Seite von Margot Robbie spielen. Das Ergebnis ist eine sowohl konzeptionell ambitionierte als auch tonal unausgewogene, fantasievolle Liebesgeschichte.

Im Zentrum stehen David (Colin Farrell) und Sarah (Margot Robbie), die sich zunächst auf einer Hochzeit begegnen und dort zaghaft miteinander flirten. Ihr nächstes Treffen führt sie zu einem unscheinbaren Fastfood-Restaurant, von wo aus sie gemeinsam aufbrechen – geleitet von Davids gesprächigem GPS, gesprochen von Jodie Turner-Smith, die ebenfalls schon in After Yang mitwirkte. Bald stoßen sie auf eine Reihe sonderbarer Türen, die über die Landschaft verstreut sind. Jede dieser Türen öffnet sich zu einem Ereignis, das ihr Leben prägte.

So steht David plötzlich wieder in seiner eigenen Highschool-Aufführung des Musicals „How to Succeed in Business Without Really Trying“. Auf der Bühne reißen alte Wunden wieder auf, als er sich an ein Mädchen erinnert, das ihm einst das Herz gebrochen hat. Begleitet wird das Ganze von einem überschwänglichen Intermezzo voller jazziger Handbewegungen. Sarah hingegen wird zurück in das Krankenhaus versetzt, in dem ihre Mutter an Krebs gestorben ist. Damals, als Neunzehnjährige, war sie egoistisch und hat lieber ein Verhältnis mit ihrem College-Professor ausgelebt.

A Big Bold Beautiful Journey
© Sony Pictures Germany

Ein Spiel der Stile – ohne Harmonie

Auch David hat mit einigen unangenehmen Charaktereigenschaften zu kämpfen. Vor allem die Gefühlskälte, mit der er einst seiner ehemaligen Verlobten den Laufpass gab, offenbart die unsympathischen Facetten seiner Persönlichkeit. Zusammen zeichnen diese Schwächen das Bild zweier Menschen, die aufgrund ihrer eigenen Unvollkommenheiten immer wieder scheitern. Dass beide dabei trotz ihrer Attraktivität ein einsames Leben führen, wirkt deshalb weniger glaubwürdig als die fantastischen Elemente, die sie auf ihrer Reise begleiten. Allen voran die Türen, die es ihnen ermöglichen, in die Körper ihrer jüngeren Ich-Zustände zurückzukehren.

So faszinierend diese Prämisse auch ist, so unstimmig wirkt der Film in tonaler und stilistischer Hinsicht. Kogonada versucht, die verspielte Phantasie von Filmen wie „Big Fish“ mit der schonungslosen emotionalen Ehrlichkeit von Werken wie „Manchester By The Sea“ zu verbinden. Doch diese Gegensätze stoßen sich eher ab, als dass sie sich gegenseitig bereichern. Die Handlung erinnert an „Die Geister, die ich rief“. Doch Kogonada inszeniert viele Szenen mit der Ernsthaftigkeit von Dogville.

Dieser Mix aus Minimalismus und Ausschweifung machen den Film geheimnisvoll, aber auch unausgereift. Außerdem wirken einige der Nebenrollen seltsam fehl am Platz. Kevin Kline und Phoebe Waller-Bridge treten als eine Art „angestelltes Personal“ auf, wobei insbesondere Waller-Bridges (in der OV-Version) seltsamer Akzent den Eindruck erweckt, dass sie aus einem ganz anderen Film in dieser Welt gelandet sind.

A Big Bold Beautiful Journey
© Sony Pictures Germany

Schauspielerische Präsenz versus erzählerische Schwächen

Trotz dieser Unstimmigkeiten gelingt es den beiden Hauptdarstellern, eine Verbindung aufzubauen. Robbie und Farrell sind charismatisch, verletzlich und tragen die Geschichte mit ihrer Intensität. Sie machen die inneren Konflikte ihrer Figuren sichtbar und verleihen selbst den Gegensätzlichkeiten von David und Sarah Glaubwürdigkeit.

Aber auch sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film unterm Strich ein tonales Durcheinander bleibt. Die romantischen und emotionalen Konflikte wirken authentisch. Doch leider gelingt es Kogonada nicht, sie organisch mit dem fantastischen Türkonzept zu verbinden. So bleibt er zwischen originellen Ideen und einer zusammenhangslosen Umsetzung stecken.

Fazit:„A Big Bold Beautiful Journey“ ist ein ambitioniertes Filmprojekt, das versucht, ein Gleichgewicht zwischen Fantasie und emotionaler Wahrheit herzustellen, sich dabei allerdings in seinen Widersprüchen verstrickt. Manchmal bewegend, manchmal fantasievoll und getragen von zwei starken Hauptdarstellern, entpuppt sich der Film letztendlich als konfuses Experiment ohne klare Struktur.

Film Bewertung 5 / 10