Genre: Mystery | Produktion: DE / Netflix 2022 | Episoden: Acht Episoden je ca. 60 Minuten
Regie: Baran bo Odar und Jantje Friese | Mit: Andreas Pietschmann, Lucas Lynggaard Tønnesen, Emily Beecham, Mathilde Olivier, Miguel Bernardeau, Clara Rosager, Aneurin Barnard u.a
Erstausstrahlung: 17. November 2022
Inhalt: Wir befinden uns im Jahr 1899 als eine Gruppe von Menschen aus ganz Europa ihre Reise nach Amerika antritt. Die Menschen, die auf dem Schiff aufeinandertreffen, könnten unterschiedlicher kaum sein, und ein mancher hat auch sein eigenes düsteres Geheimnis. Dann wird die ruhige Fahrt mitten auf dem Meer unterbrochen. Das Schiff empfängt einen Notruf von dem vor vier Monaten verschollenen Schiff „Prometheus“.
Kapitän Eyk Larsen nimmt sich dem Notruf an. Doch was sie auf offener See finden, stellt ihre Reise und selbst ihre Existenz in Frage. Bald beginnen Passagiere der unteren Klasse und Passagiere der oberen Klasse, zusammen gegen etwas zu arbeiten, von dem niemand weiß, was es eigentlich ist. Sie wissen lediglich, dass die Weiterfahrt und ihr Leben daran hängen, ob sie herausfinden, wieso ausgerechnet sie den Notruf empfingen und was es mit den ganzen Rätseln auf sich hat.
Ob mit Filmen wie „Who am I“ oder „Das letzte Schweigen“, Baran bo Odar schafft es immer wieder, eine gespenstische Atmosphäre aufzubauen und den Zuschauer in Atem zu halten. Nicht zuletzt mit der Serie „Dark“ bewies er: Auch Deutschland kann sich diesem Genres nähern. „Dark“ feierte auch international Erfolg. So viel, dass Odar und seine Frau Jantje Friese nachliefern mussten.
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„Sie wollten was neues machen“, hieß es bei der gefeierten Europapremiere in Berlin am 10. November. Doch ist 1899 wirklich ein neuer Coup? Ist es den beiden tatsächlich gelungen, an ihren Erfolg anzuknüpfen? Die ersten beiden Folgen lassen leider zu wünschen übrig. Man wird direkt in das Ereignis, welches 1899 auf dem Schiff stattfindet, hineingeworfen. Die Figuren wirken alle lieblos dahingeschrieben und durch die Vielzahl an Charakteren wird einem der emotionale Zugang zu diesen verwehrt.
So enttäuschen vor allem die ersten zwei Stunden einer Serie, welche im Vorfeld so groß beworben
wurde. Erst gegen Ende der dritten Folge schafft es 1899 durch eine immer dichter werdende Handlung und Action- lastigen Szenen, Spannung zu generieren. Dennoch bekommt man erst ab der fünften und sechsten Folge und den dort auftauchenden Hinweisen auf eine mögliche Wendung der Ereignisse, ein Gespür für die Handlung.
Thriller und Mystery gehören zu seinem Repertoire
Während Dark mit jeder Staffel mystischer wurde, aber vorher das Fundament dazu gelegt hatte, beginnt 1899 direkt in einem Spinnennetz an mystischen Rätseln. Und so tappt man in den ersten beiden Folgen völlig im dunklen dieser neuen Welt, deren Regeln auch bis nach der sechsten Folge nicht gänzlich geklärt sind.
Zumindest beginnt sich mit der fünften Folge, etwas Licht durch das Wirrwarr der Handlung zu kämpfen. Doch zuvor weist 1899 leider Schwächen auf, die man hätte umgehen können. Während „Dark“ von dem Zusammenhalt des Dorfes und seiner Hauptfiguren profitierte, fällt es der neuen Serie von Baran bo Odar sichtlich schwer irgendwelche Figuren zusammen zu bringen.
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Mag es gar an den Sprachbarrieren liegen oder an den nicht klar herausgearbeiteten Hauptfiguren: Sicher ist, dass man sich sichtlich verlorener fühlt als bei einem gleichermaßen Figuren lastigen Handlungsgeschehen wie in der Serie „Game of Thrones“.
Eine Art Vorgeschichte, der man in einer ersten Folge hätte Raum geben können und welche nicht auf dem Schiff hätte spielen müssen, wäre eine Lösung gewesen, um dem konfusen ersten Einblick in die Serie aus dem Weg gehen können.
Es scheint schwieriger als gedacht, an den Erfolg anzuknüpfen, selbst mit einer so gelungenen Idee
Dabei muss eine Serie eigentlich in der ersten Hälfte der ersten Folge so packend sein, dass der Zuschauer einfach weiter schauen möchte. Bei 1899 verliert man nach den ersten zwei Folgen die Konzentration und Lust, sich dem Figuren- und Handlungskonstrukt hinzugeben. Dazu erinnert manches stark an den erfolgreichen Vorgänger „Dark“. Die düstere Atmosphäre, oder die musikalische Begleitung sogar einige Charaktere.
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Es scheint schwieriger als gedacht, an den Erfolg anzuknüpfen, selbst mit einer so gelungenen Idee, wie sie 1899 eigentlich bietet: die Handlung auf einem begrenzten Raum, einem Schiff, stattfinden zu lassen. Auch optisch hat die Serie einiges zu bieten und das trotz begrenzter Möglichkeiten.
Fazit: Dem versprochenen Hype wird die Serie leider nicht ganz gerecht. Auch die letzten zwei (stärkeren) Folgen ändern nichts am Gesamteindruck von 1899, und es bleibt abzuwarten, ob es für eine weitere Staffel reicht.
Serien Bewertung: 6 / 10