zerozeroZero Plakat zur Sky Atlantic Serie um einen Drogendeal über drei Kontinente

Serien Kritik:

von Ilija Glavas

Eine düster-brutale Story mit starker Charakterzeichnung

„ZeroZeroZero“ ist eine achtteilige Serie über den Drogenhandel und läuft auf Sky Atlantic seit dem 26. März 2020. Die Story basiert auf einem Buch von Roberto Saviano, der schon mit seiner Mafia Erzählung „Gomorrha“, bewiesen hat, dass er die Strukturen von kriminellen Organisationen – glaubhaft abbilden kann. Die Serie ist durchweg spannend, manchmal erschütternd und von Anfang bis Ende düster. Die gezeigte Gewalt ist brutal und unerbittlich, bis zu dem Punkt, an dem sie durch ihr ergreifendes Ende kalt und gefühllos wird. Trotz alledem ist es auch eine sehr gut visualisierte Geschichte. Und auch wenn es hart anzusehender Stoff sein mag, ist es absolut fesselnd. Für Fans von „Narcos“ und „Gomorrha“ ein Pflicht TV Ereignis.

Man kann sich „ZeroZeroZero“ als eine Mischung aus „Narcos“ und dem, aus dem Jahr 2000, gefeierten Film „Traffic“ vorstellen. Die Episoden verbinden sich nahtlos über drei Kontinente hinweg und wir folgen einem Kokain-Deal eines mexikanischen Kartells mit der italienischen Mafia, welcher über eine amerikanische Reederei abgewickelt wird. Alle drei Phasen des Deals könnten für sich alleine stehen, was die Vorfreude und das Bildschirm-Ergebnis jedes Mal, wenn sich die Wege kreuzen, noch verstärkt. 


ZeroZeroZero
„ZeroZerozero“: Sergeant Manuel (Harold Torres) hat eigene Pläne ©Sky Atlantic

Fünf Tonnen Koks und zwei Familien zwischen Gottes Plan und Verrat

Die Geschichte wird mit einer Folge von Gabriel Byrne (Hereditary) ins Rollen gebracht, die sich durch die ganze Episode zieht. Was schließlich dazu führt, dass Stefano (Giuseppe De Domenico) sich mit seinem Großvater Don Minu (Adriano Chiaramida) trifft. Dem Chef des Ndrangheta-Verbrechersyndikats, der lange Zeit untergetaucht war, nun aber die Hauptfamilien versammelt hat. Er erzählt ihnen, er habe fünftausend Kilo Kokain gekauft – um sie alle wieder reich zu machen und ihr Vertrauen zurückzugewinnen. Wäre da nicht eine komplizierte Vorgeschichte zwischen Stefano und Don Minu – der hier seine eigenen Pläne verfolgt.

Das „Leyra“-Drogenkartell in Monterrey, Mexiko, soll das Kokain liefern. Aber die Armee ist kurz davor, sie zu Fall zu bringen, wenn dabei nicht sogar Soldaten, darunter Sergeant Manuel (Harold Torres), als Informanten arbeiten würden. Manuel zeigt im Laufe der Geschichte nach und nach immer mehr Ehrgeiz und wird zu einer einzigartigen Mischung. Eine explosive Mischung aus einem Mann, welcher ohne Zögern brutal töten kann und einem Mann, der ruhig und nachdenklich ist und sich als Teil von Gottes Plan fühlt. 

Die Verbindung zwischen dem Kartell und der Mafia ist die Familie Lynwood. Bestehend aus Edward (Gabriel Byrne), seiner Tochter Emma (Andrea Riseborough) und seinem Sohn Chris (Dane DeHaan). Lynwood betreibt ein Schifffahrtsunternehmen von New Orleans aus. Bis zu diesem Geschäft wurde Chris aus bestimmten Aspekten des Familienunternehmens herausgehalten. Die Umstände zwingen ihn, sich daran zu beteiligen, da er die unglückselige Schiffsladung per Frachtschiff über den Atlantik begleitet. 

„ZeroZeroZero“ übertrifft die Erwartungen

Alles an dieser Serie ist erstklassig. Von der Kamera-arbeit bis zu düsteren Musikstücken. Von kontrastreichen Ansichten der wunderschönen italienischen Landschaft über unerbittliche Wüstenlandschaften, bis zu der außergewöhnlichen Erzähl-weise, die von den Schöpfern und Regisseuren adaptiert wurde.

Man kann die nichtlineare Zeitachse durchaus als cleveren Schachzug bezeichnen, der das Publikum verwirrt und von einer Geschichte ablenkt, die ebenso eindrucksvoll traditionell-linear hätte erzählt werden können. Aber hier funktioniert es, indem man den Verstand des Zuschauers scharf hält, während man darüber nachdenkt, wie und wo sich die Charaktere zu einem bestimmten Zeitpunkt befanden. 

All das kann aber immer noch wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, wenn man den Darbietungen auf seinem heimischen TV nicht glaubt. Allerdings ist die Glaubwürdigkeit der gesamten Besetzung großartig, was der Serie den Grad an Authentizität verleiht, den die Geschichte verdient. Der Machtkampf innerhalb der Ndrangheta, ihre Traditionen und der in ihr existierende Kodex sind fesselnd. Und Domenico zeigt sich mit Stefano, zuerst als ein Mann, der die Kontrolle hat, und dann als einer, der an seiner Verzweiflung zu zerbrechen droht.

Torres wirkt ruhig als Sergeant Manuel, der seinen Codenamen „Vampir“ nicht ohne Grund trägt. Sein Blick strahlt seine Gefährlichkeit aus, welche durch den Fernseher zu dringen scheint. Die Intensität, mit der er seine Optionen abwägt, bevor er mit Entschlossenheit handelt, ist mitreißend. Er ist eine Person, die ganz klar eine Verbindung zu etwas oder jemandem sucht. Was ihn dabei gefährlich macht ist die Tatsache, dass er desillusioniert ist. Torres‘ Fähigkeit, nahtlos von sensiblen Momenten zu äußerster Brutalität überzugehen, macht ihn zu jemandem, den man wahrscheinlich – mit seiner ganzen Konsequenz – in anderen Serien, als Vorzeige „Bad-Ass“ – liebend gerne sehen würde.


ZeroZeroZero. Sky Serie
Sergeant Manuel demonstriert, warum man ihn „Vampir“ nennt. © Sky Atlantic

Dane DeHaan glänzt als Sohn, der seine Familie mit Stolz erfüllen möchte

So wie die Familie Lynwood das Geschäft zusammenbringt, so verbindet sie sich auch meistens mit den anderen Hauptfiguren. Riseborough stellt ihre Emma als eine der stärksten Figuren der Serie dar. Mit einem Selbstvertrauen, das sie von ihrem Vater geerbt hat. Selbst wenn die Ereignisse sich plötzlich dramatisch verändern, behält sie die Kontrolle über ihre Gefühle. Sie scheint immer die gebotene Ruhe zu haben, selbst wenn andere ihr nicht den Respekt entgegenbringen, den sie eindeutig verdient. 

Wenn eine einzige Darstellung aus der unglaublich talentierten Besetzung hervor sticht, dann ist es die von Dane DeHaan. Durch sein gut angelegtes Schauspiel ist sein Chris die am besten ausgearbeitete Figur. Er kämpft nicht nur damit, in ein unbekanntes Geschäft mit unglaublich hohen Einsätzen gedrängt zu werden, sondern auch gegen die von seiner verstorbenen Mutter vererbte Huntington-Krankheit.

Sein ständiger Kampf seine Symptome unter Kontrolle zu halten und sein Versuch gleichzeitig einfach nur am Leben zu bleiben – und seine Familie stolz zu machen, ist einfach nur brillant. Während jedem Protagonisten dramatische Momente geboten werden, hat er einige, die sich allein über pure Emotionen abspielen und einen umhauen. 

Fazit: „ZeroZeroZero“ schreckt weder vor Gewalt, Schmerz noch vor der Grausamkeit zurück, die man als Begleiterscheinung des Drogenhandels erwarten würde. Es gibt keine „guten Jungs“ in dieser Geschichte.

Es gibt keine sympathischen Helden. Zumindest keine an vorderster Front – und doch kann man zu jedem dieser Charaktere eine gewisse Verbindung finden. Genug um Neugierig zu bleiben und sich damit zu beschäftigen, was mit ihnen geschieht. „ZeroZeroZero“ kann vor allem eins ziemlich gut: eine Geschichte erzählen. Und das mit dem gleichen Grad an Reinheit, der dem Titel seinen Namen verleiht.

Wertung: 8 / 10

10 – Meisterwerk – 8-9  sehr gut – 6-7 gut – 5  Ziel erreicht – 3-4 grad noch wach geblieben – 1-2 Geldverschwendung – 0 Geld zurück verlangen 

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