WENN DAS LICHT ZERBRICHT

Als Eröffnungsfilm der renommierten Cannes-Reihe Un Certain Regard begeisterte Wenn das Licht zerbricht im vergangenen Jahr Kritiker und Publikum gleichermaßen. Die bewegende und authentische Geschichte einer jungen Studentin, die nach einem tiefgreifenden Verlust nach Halt sucht, berührte durch ihre moderne und einfühlsame Inszenierung. Bei den Nordischen Filmtagen Lübeck wurde das Drama mit dem Kirchlichen Interfilm-Preis ausgezeichnet, während die European Film Awards Stylistin Evalotte Oosterop für das „Beste Makeup & Hair“ ehrten.

Regisseur Rúnar Rúnarsson, dessen Kurzfilm Síðasti bærinn 2006 für einen Oscar nominiert wurde, ist längst kein Unbekannter in der internationalen Festivalszene. Seine Werke Zwei Vögel (2008) und Eldfjall (2011) feierten ihre Premieren in Cannes, während sein Film Echo (2019) unter anderem mit dem Jugendjury-Award beim Locarno Film Festival ausgezeichnet wurde. Auch sein neuester Film bleibt seiner Handschrift treu: Mit einem feinen Gespür für Atmosphäre und zwischenmenschliche Nuancen erzählt er eine Geschichte über das Weiterleben nach einem Schicksalsschlag.

Ein Tag zwischen Trauer, Hoffnung und der Suche nach Wahrheit

Die Kunststudentin Una genießt mit ihrem neuen Freund Diddi einen malerischen Sonnenuntergang an der rauen isländischen Küste, als ihr Leben von einem Moment auf den anderen aus den Fugen gerät – Diddi kommt bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Am Tag danach versammelt sich Una mit Diddis bestem Freund Gunni und ihrer gemeinsamen Clique, um Abschied zu nehmen und sich gemeinsam an ihn zu erinnern. Während sie durch die Kneipen und Straßen Reykjavíks ziehen, das in das unwirklich helle Licht des langen Polartages getaucht ist, durchleben sie alle Phasen der Trauer: Sie weinen, feiern, streiten und finden wieder zusammen.

Inmitten dieser emotionalen Achterbahnfahrt wächst das unsichtbare Band zwischen ihnen, aus dem sie neue Kraft schöpfen. Doch Una wird von einer tiefen inneren Unruhe geplagt – Schuldgefühle nagen an ihr, und noch bevor die Mitternachtssonne erneut hinter dem Horizont versinkt, muss sie sich einer unbequemen Wahrheit stellen und ein lange aufgeschobenes Geständnis ablegen.

Mit Wenn das Licht zerbricht beweist Rúnar Rúnarsson einmal mehr sein Gespür für feinfühlige, unaufgeregte Erzählungen. Ohne in Klischees zu verfallen, begleitet er eine Gruppe junger Menschen durch einen Tag voller Erinnerungen, Schmerz und Hoffnung. Mit subtilem Humor und leiser Tragikomik erzählt der Film von Verlust, Freundschaft und den kleinen Momenten des Trostes, die es ermöglichen, auch die schwersten Stunden zu überstehen. Er erinnert daran, dass nach jeder noch so dunklen Nacht ein neuer Morgen anbricht – und dass im Licht der Mitternachtssonne manchmal sogar längst verborgene Wahrheiten ans Licht kommen.

© Neue Visionen Filmverleih