Film: Vivarium
Regie: Lorcan Finnegan
Erschienen: Juni 2020 auf DVD
Länge: 98 min
FSK: 16
Story: Seit einer Weile sind Gemma und Tom (Jesse Eisenberg) nun schon ein Paar, da wird es langsam Zeit für den nächsten Schritt. Warum nicht zusammen ein Haus kaufen? Etwas, das nur ihnen gehört, ihr neues Heim wird? Richtig überzeugt sind sie zwar nicht davon, was der Makler ihnen da zeigen will.
Irgendwie schaffen es die beiden aber auch nicht, Nein zu sagen. Das werden sie bald bereuen, wenn nicht nur der Herr mit dem breiten Lächeln seltsam ist. Das Haus ist es ebenfalls. Richtig eigenartig wird es jedoch erst, als der Makler urplötzlich verschwindet und die beiden nicht wieder aus der Siedlung finden. Schließlich gibt es dort Hunderte von Häusern, die alle völlig identisch sind …
Film Kritik:
von Nicola Scholz
Wenn Kafka die Truman-Show geschrieben hätte
Gemma und Tom sind auf der Suche nach einem trauten Eigenheim. Sie ist Grundschullehrerin und er Hausmeister der Schule. Bei einem Makler der eigenartige immer gleichaussehende Häuser verkauft, werden sie überredet sich die kleine Vorstadtsiedlung mal anzuschauen.
Sie folgen ihm in ihrem Auto raus aus der Stadt in eine kleine dichte Siedlung dessen Häuser leer stehen und nicht gerade einladend wirken. Es ist alles zu sauber und perfekt. Während der Haustour bemerkt Gemma ein schon fertig gestelltes Kinderzimmer für einen Jungen.
Als sei das nicht seltsam genug ist der Makler plötzlich verschwunden. Gemma und Tom wollen die gespenstische Vorstadt schnellst möglich verlassen. Doch wie durch ein Wunder fahren sie immer im Kreis und kommen zu keiner Abfahrt.
Baby im Karton und Horror im Haus
Stattdessen stehen sie immer wieder vor demselben Haus mit der Nummer neun. Und dann steht da plötzlich ein Paket vor dem Haus. Enthalten ist ein Baby.
Und auf dem Karton steht, dass Gemma und Tom dieses Kind großziehen müssen bevor sie frei sind. Von nun an beginnt eine Tortur: Das Essen das sie, in Kartons, geliefert bekommen schmeckt nach nichts, der Junge wird unnatürlich schnell groß und redet kaum aber schreit dafür in grellen Tönen, wenn er Hunger hat und die Nerven zerreißen die Beziehung zwischen Gemma und Tom.
Gibt es einen Ausweg aus dieser Hölle? Vivarium, der frühere Begriff für Tierpark zur Zeiten der Antike, ist ein schier grausamer und visuell interessanter Film das es einem schauert.
Ein Horrorszenario einer nicht enden wollenden perfekt ausschauenden und dennoch gespenstisch wirkenden Vorstadt der du nicht entkommen kannst.
Kafka und die Truman-Show
Hinzu kommen visuell starke Effekte. Das Setting wirkt Studio ähnlich wie in „The Trumanshow“ und passt so unglaublich gut zusammen mit dem fast schon gemalten Himmel der wie aus einem Kinderanimationsfilm kopiert ausschaut. Großartige animierte kurze Effekte beleben das sonst auch
sehr skurrile Szenenbild.
Da schließt sich das Maskenbild nahtlos an, in dem es einem kleinen süßes Jungen mit wenigen Handgriffen eingrausames zweites Spiegelbild verleiht. Es sind die Details bei Vivarium die den Film zu dem effektvollen, visuell starken Film machen der er geworden ist.
Und dabei erleben wir kaum Jump Scars oder andere Horrorfilmartige Elemente, wie der Düsterheit oder der grausamen Musik. Der ganze Film ist eine sorgsam aufeinander abgestimmte Reihenfolge von fiesen Überraschungsmomenten, gespickt mit der eigenen Vorstellungskraft, welcher hier noch genug Raum gelassen wird.
Aber statt der Dunkelheit, ist auch der grelle Tag eine Art Albtraum und das Hoffnungslose Nichtstun können sowie der nicht aus dieser Welt stammende Junge, welchen sie großziehen müssen. Unbeantwortete Fragen zermürben nicht nur die beiden Charaktere, sondern auch den Zuschauer Zunehmens.
Und wenn der Film am Ende dann zwar nicht plötzlich an Action zunimmt dafür aber durch eine viel feinere Art der eigenen Horrorelemente einem die Luft abschnürt, dann ist der Film eine schier gemeine Art den Zuschauer am Ende zurückzulassen.
Ein wenig erinnert das an die Blumhouse Produktionen welche oftmals mit neuen und eigenartigen Handlungen oder Figuren aufwarteten und bei denen man nie sicher sein konnte welche Richtung sie noch nehmen würden.
Und wenn hier ein zwei Mal eine Situationskomik entsteht erinnert auch diese an Blumhouse. Der Horror hält sich für Horrorfans in Grenzen, vielmehr ist es die zweite Ebene der nicht erzählten Elemente welche hier viel mehr wiegt und welche grausamer ist als so manches Monster aus einem waschechten Horrorfilm.
Fazit: Dennoch ist der Film nichts für Schwache nerven und lässt einen noch lange mit dem ein oder anderen Bild im Kopf. Sind es die fiesen Schreie des Jungen, die man noch in den Ohren klingen hat oder das verzerrte Gesicht so mancher Gestalt.
Schön sind auch die Parallelen zu unserer eigenen Welt und wie sie hier so schön verfremdet einem Angst einjagen können. Ein rundum interessantes und dennoch waghalsiges Projekt das am Ende aber, nicht alleine durch die brillanten Darsteller, vollkommen wirkt.
Wertung: 8 / 10
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