Seit 21. Mai auf Netflix | Regie: Zack Snyder | Darsteller: Dave Bautista, Tig Notaro, Ella Purnell, Raul Castillo, Omari Hardwick, Matthias Schweighöfer u.v.m
Story: Nachdem Las Vegas einer Zombie-Epidemie zum Opfer gefallen ist, wurde die Stadt abgeriegelt. Doch der Casinochef Bly Tanaka wittert seine Chance und schickt ein speziell ausgewähltes Expertenteam in die Quarantänezone, um 200 Millionen Dollar aus einem Tresor unter dem Las Vegas Strip zu bergen.
Da die Regierung plant, die Stadt mit einem Atomschlag den Erdboden gleich zu machen, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und auch die ansässigen Zombies sorgen für die ein oder andere Überraschung.
Film Kritik:
von Ilija Glavas
„Ein großartiger Schweighöfer umgeben von Blutfontänen und Kugeln“
Zombies haben sich verändert, und Zack Snyder auch. Damals, 2004, kündigte sein stilvolles, energiegeladenes Debüt – ein Remake von George A. Romeros Dawn Of The Dead – die Ankunft einer einzigartigen Blockbuster-Stimme und die Wiederbelebung der lange schlafenden Untoten an.
Und diesmal können sie rennen ! Nachdem er so lange in der launisch-düsteren Super-Soap-Opera des DCEU verbracht hat, ist es erfrischend zu sehen, wie Snyder seine erste Liebe mit dieser wilden Genre-Mischung wieder aufleben lässt.
Snyder erlaubt sich mit seinen fröhlichsten Ausschweifungen fast genauso viel Raum, wie mit seinen schlimmsten Exzessen.
Das heimliche Highlight des Films, sind Tig Notaro als Hubschrauberpilotin und Matthias Schweighöfer als Tresor Knacker
Hier wird nicht getrödelt. Die erste Explosion gibt es nach etwa drei Minuten, und von da an ist es eine Kaskade von herrlich überflüssigen Blutfontänen und Schusswechseln. Die Eröffnungssalve zeigt, dass nur wenige es schaffen, eine ballettartige Zeitlupen-Eröffnungssequenzen so gekonnt oder gekonnt langsam wie Snyder zu inszenieren.
Er etabliert effizient die Prämisse, in der eine Zombie-Welle die Stadt Las Vegas überrollt, mit all den dazugehörigen Lastern (Stripperinnen, Elvis-Imitatoren, Liberace-Sängerinnen- und ein Tiger), die dazu verdammt sind, für immer auf die Jagd nach frischen Gehirnen zu gehen. Der Platz reicht hier nicht aus, um auf alle Charaktere einzugehen, es genügt zu sagen, dass man sich in der Tradition des Horrorfilms nicht zu sehr mit einer dieser Figuren anfreunden sollte.
Aber ein Lob muss an Dave Bautista als kampferprobter Scott gehen, der einen kriegsmüden Ton anschlägt und – zusammen mit Raul Castillo und Omari Hardwick – hilft, Snyders strenge Testosteron-Quote zu erfüllen.
Army of the Dead ist am besten, wenn Snyder sich auf den Spaß einlässt und seinen Albernheiten freien Lauf lässt
Ein Lob auch an Tig Notaro ( Mathilde „Tig“ O’Callaghan Notaro) , die kurzfristig die Rolle von Chris D‘ Elia übernahm, deren Zigarren-verschlingende Hubschrauberpilotin ein Highlight ist. Erwähnt in dieser Aufzählung sollte Matthias Schweighöfer, als Tresor Knacker Dieter sein.
Sein Auftritt wird, so die Gerüchte, ein Prequel unter seiner Regie nach sich ziehen. Der Titel : ARMY OF THIEFS. Viele dieser Charaktere fühlen sich an, als wären sie der Aliens-Reihe entnommen worden. Da ist vom nervigen Neuling bis hin zum verräterischen Firmenchef alles dabei, während die Tresor-Knacker-Sequenz, ein pures Danny Ocean Motiv ist.
Aber manchmal ist genau das der beste Teil: wenn wir Zeuge einer wundervollen Montage sind, die unterhaltsam mit einem Cover von „Bad Moon Rising“ unterlegt wurde, oder einer Schießerei in einem Casino, untermalt von Dollarscheinen, die in Zeitlupe umherfliegen, als ob John Woo als Gastregisseur fungiert.
Army Of The Dead ist am besten, wenn Snyder sich auf den Spaß einlässt und sich Momente purer Albernheit erlaubt. Wenn er auf emotionaleres Territorium abzielt – wie der eher triviale Schuld-zu-Erlösung-Bogen zwischen Scott und seiner entfremdeten Tochter, die von Ella Purnell gekonnt gespielt wird – beginnen wir das Gewicht der Laufzeit zu spüren.
Leider mangelt es auch hier, wie in Snyder’s Dawn, an der satirischen Schärfe von Romeros „Zombies“. Aber wenn die Kugeln durch die Luft zischen und das Zombie-Fleisch zu explodieren beginnt, fühlt es sich so an, als würde Snyder genau das tun, was er möchte – und das Versprechen von 2004 rückt wieder in den Fokus
Fazit: Befreit von den Fesseln des Superhelden-Kosmos, zeigt der Film Zack Snyders beste (und schlechteste) Eigenschaften in voller Stärke: ein schlichtes und unterhaltsames – wenn auch exzessives und überlanges – Zombie-Blockbuster-Spektakel. Als Genre Erlebnis gelungen.
Wertung: 7 /10