THE HOUSEMAID

Was als Neuanfang beginnt, wird zum Albtraum: In The Housemaid – Wenn sie wüsste verwandelt sich ein vermeintlich sicheres Zuhause in einen Ort der Manipulation und Abgründe. Regisseur Michael Mohan bringt Freida McFaddens Bestseller auf die Leinwand mit Sydney Sweeney und Amanda Seyfried in einem packenden Psychothriller, der vertraute Muster des Genres aufbricht und zugleich psychologische Tiefe sucht.

Millie (Sydney Sweeney) ist 27, gerade aus dem Gefängnis entlassen und entschlossen, ihr Leben zu ändern. Als sie eine Stelle als Hausmädchen bei dem wohlhabenden Ehepaar Douglas und Nina Winchester (Brandon Sklenar und Amanda Seyfried) annimmt, scheint endlich Stabilität in Reichweite. Doch das prächtige Anwesen entpuppt sich bald als Bühne für ein gefährliches Machtspiel.

Unter der glänzenden Oberfläche aus Privilegien und Distanz brodelt ein Netz aus Lügen, in dem Wahrheit und Täuschung untrennbar verwoben sind. Sweeney spielt Millie mit einer Mischung aus Verletzlichkeit und innerer Entschlossenheit, die ihre Figur nie zum Opfer degradiert. Seyfried wiederum verleiht der geheimnisvollen Hausherrin eine unberechenbare Präsenz kühl, elegant, aber mit einem Hauch von Bedrohung, der jede ihrer Gesten doppeldeutig erscheinen lässt.

Psychothriller mit doppeltem Boden

Wie schon in früheren Arbeiten wie The Voyeurs demonstriert Regisseur Mohan ein Gespür für unterschwellige Spannung und voyeuristische Dynamik. Der Film nutzt die vertraute Struktur eines Hausmädchen-Thrillers, doch anstatt die sozialen Unterschiede auszuspielen, konzentriert sich The Housemaid auf Macht Verschiebungen und Identität. Millies Blick auf das perfekte Leben ihrer Arbeitgeber wird zur Spiegelung eigener Sehnsüchte – und zu einer gefährlichen Falle.

Die Adaption bleibt nah an McFaddens Vorlage, erweitert sie jedoch um filmische Mittel: klaustrophobische Bildkompositionen, elegante Kamerabewegungen und ein Sounddesign, das die latente Bedrohung körperlich spürbar macht. Jeder Raum des Hauses wirkt zugleich vertraut und fremd, jeder Dialog trägt eine versteckte Waffe.

© Leonine Studios

Schein und Schuld

Inhaltlich geht es weniger um klassische Schuldfragen als um gesellschaftliche Masken. Der Film fragt, was passiert, wenn man die Kontrolle über das eigene Narrativ verliert im Beruf, in der Ehe, im Leben. Beide Frauenfiguren sind Gefangene ihrer Rollen, und erst das Spiel mit der Wahrheit verschiebt die Macht Balance. Sweeneys Aufstieg in die Liga der spannungsstarken Hauptdarstellerinnen setzt sich damit fort.

Zwischen psychologischem Drama und stilisiertem Thriller gelingt The Housemaid eine Mischung, die an Filme wie Gone Girl oder Die Hand an der Wiege erinnert, nur konsequenter in der Figurenpsychologie und weniger kalkuliert im Effekt. Es ist kein lauter Thriller, sondern ein feines, vielschichtiges Psychodrama über Kontrolle, Begierde und Verrat. Sydney Sweeney und Amanda Seyfried bilden ein faszinierendes Gegengewicht aus Nähe und Misstrauen. Am Ende bleibt die Frage, wer hier wirklich die Fäden zieht und ob es überhaupt noch einen Unterschied zwischen Täterin und Opfer gibt.