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A Sun Filmplakat Einn Mann hält ein Kind auf seinem Arm.

Erscheinungsdatum: 1. November 2019 (Taiwan)

Regie: Mong-Hong Chung

Laufzeit: ca. 156 min.


Story: Vater Wen (Yi-wen Chen) ist chronisch enttäuscht von seinem jüngsten Sohn Ho (Chien-Ho Wu), und investiert daher alle seine Hoffnung in dessen älteren Bruder Hao (Greg Han Hsu), der im Begriff ist, eine Laufbahn als Arzt zu beginnen.

Ho ist auf dem Rachepfad und begeht ein Verbrechen. Er wird geschnappt und vor den Richter gestellt, doch sein Vater ermuntert den Richter gar noch, A Ho besonders hart zu bestrafen.

Mutter Qin (Samantha Shu-Chin Ko) sieht hilflos zu, wie ihr jüngster Spross ins Gefängnis wandert. Doch die Schwierigkeiten sind damit noch längst nicht überwunden: Eines Tages steht die junge Freundin Hos vor der Tür und bittet um Unterstützung für Hos Kind, mit dem sie schwanger ist .


A Sun bei Netflix
Courtesy of Mandarin Vision. ©Netflix

Film Kritik:

von Ilija Glavas

„Eine versteckte Film Perle und einer der besten Filme des Jahres 2020

Der taiwanesische Regisseur Chung Mong-hong spinnt mit „A Sun“ eine verschlungene und unterhaltsame Familientragödie. Das Familiendrama dominierte die Golden Horse Awards 2019 (Taiwans Oscars).

Der Film gewann in fünf Kategorien – darunter bester Spielfilm, beste Regie und bester Hauptdarsteller. Obwohl ein chinesischer Boykott der Preisverleihung die Konkurrenz verringert hat, verdient A Sun Anerkennung, als einer der stärksten chinesisch-sprachigen Filme des Jahres 2019.

Im Mittelpunkt steht eine Familie, die vom Unglück heimgesucht wird. Es ist ein komplexes, charakterorientiertes Drama, das den Zuschauer während seiner zweieinhalbstündigen Laufzeit fesselt.


A Sun
Courtesy of Mandarin Vision. ©Netflix

Die Hand in der Suppe

Wenn euch das Bild einer abgetrennten menschlichen Hand, die in einer Suppe blubbert, Angst macht, sollten ihr A Sun meiden. Das Filmdrama beginnt mit einem Gewaltausbruch, welcher eine Reihe von Problemen für die vierköpfige Familie Chen auslöst.

Drei der Chens wirken wie gewöhnliche Taiwanesen der Arbeiterklasse: Vater A-Wen (Chen Yi-wen) arbeitet als Fahrlehrer, Mutter Qiu frisiert Haare in einem Nachtclub, und der ältere Sohn A-Hao lernt, um seine Aufnahmeprüfung für die Medizinschule zu wiederholen.

Der jüngere Sohn A-Ho (Wu Chien-ho) passt jedoch nicht in dieses Schema. In einem Racheakt gegen Mobbing überfallen er und sein krimineller Freund Radish in einem Suppenrestaurant einen Jungen mit dem Spitznamen Oden – ein Witz für alle, die sich mit asiatischen Suppen auskennen. A-Ho landet im Jugendarrest und A-Wen verstößt ihn.

Die Probleme der Familie Chen hören damit aber nicht auf. Qiu erfährt, dass A-Ho ein Teenager-Mädchen namens Xiao Yu geschwängert hat. Odens Vater fordert von A-Wen Opferentschädigung, und in A-Hos Psyche bilden sich stille Risse. Nach dreißig Minuten hat A Sun eine Vielzahl von Charakteren eingeführt, jeder mit seinen eigenen Herausforderungen und Neigungen.


Courtesy of Mandarin Vision „A Sun“ ©Netflix

Akribisches Storytelling ohne Überfrachtet zu sein

Trotz dieser erzählerischen Komplexität fühlt sich A Sun nie überfrachtet an. Die Regie lässt es zu, dass selbst kleine erzählerische Details einen vielschichtigen, sinnvollen Zweck erfüllen. Zum Beispiel hat A-Wens Fahrschule den Slogan „Nutze den Tag, finde deinen Weg“ .

Dies wird zu einem Motiv, das in zahlreichen subtilen Formen auftaucht, bevor es zu einem zentralen Bestandteil des Höhepunkts im Film wird. In ähnlicher Weise gibt ein Zitat von A-Hao dem Werk seinen chinesischen Titel, was direkt mit „Sonnenlicht enthüllt alles“ übersetzt wird.

A Sun verwendet Regen, Dunkelheit und Sonnenlicht, um den dramatischen Ton zahlreicher Szenen zu setzen. Der Begriff „Sonnenlicht enthüllt alles“ erhält auch eine visuelle Bedeutung während des filmischen Höhepunkts.

Es ist auch spannend, den Figuren zu folgen. Die Erzählstränge um den Vater A-Wen und den jüngeren Sohn A-Ho bieten am meisten Stoff zum Nachdenken. Diese beiden Charaktere haben die größten Schwächen und damit den meisten Raum, sich zu entwickeln.


Courtesy of Mandarin Vision Bei ©Netflix „A Sun“

Ernst, aber nicht Hoffnungslos

Ohne zu viel zu verraten, werden ihre Charakterbögen zu Gegenspielern des jeweils anderen. Wir sehen, wie die beiden Charaktere eine Reihe von Prüfungen durchlaufen, die aus einer Vielzahl von spannenden Subgenres stammen: Gangsterfilme, düstere Komödien, Ehedramen – und am Ende mit unterschiedlichen Erkenntnissen dastehen.

Die Konzentration auf A-Wen und A-Ho nimmt natürlich etwas Aufmerksamkeit von anderen Charakteren weg. Dieser Kompromiss fühlt sich jedoch lohnenswert an. Alle anderen genannten Charaktere von A Sun, mit ein paar Ausnahmen wie Xiao Yu- haben immer noch genug Komplexität und Entwicklung, um die Geschichte spannend zu halten.

Zum Beispiel ist Radish die meiste Zeit nicht auf dem Bildschirm zu sehen. Wenn er jedoch auftaucht, hat er einen bedeutenden Einfluss auf die Handlung – auch dank der großartigen Darstellung der manipulativen Persönlichkeit der Figur, durch den Schauspieler Liu Kuan-Ting.


Courtesy of Mandarin Vision. Drama ohne zu Düster zu sein. ©Netflix

Ein weiterer besonderer Aspekt von A Sun ist, dass er zwar ernste Themen darstellt, aber nicht übermäßig düster ist. Obwohl der Film kein Superhelden-Blockbuster ist, hat er dennoch genug erhellende Bezugspunkte.

Da wären Familiendynamik und Triaden-Gangster, die verhindern, dass das Mainstream-Publikum deprimiert wird. Seine Charaktere leiden zwar unter dem Unglück, aber es gibt immer noch einen Hauch von Hoffnung.


Courtesy of Mandarin Vision ©Netflix

Fazit: A Sun ist ein Netflix Kleinod, welches versteckt in den Untiefen des Streaming Giganten schlummert. Der Film ist ein komplizierter Balanceakt, denn er nimmt eine Schar von Charakteren, eine Menge an Handlungsdetails und ein paar ernste Themen und fügt sie alle irgendwie auf eine geschlossene, fesselnde Weise zusammen.

Der Film enthält genau die richtige Menge an Kunstfertigkeit und Philosophie, gemischt mit einer ausreichenden Dosis an Gewalt und Humor, um die Schärfe zu nehmen. Es ist mit minimalen Abstrichen, einer der besten Filme des Jahres 2020, weil er überall auf der Welt spielen könnte. Dabei ist er nicht einmal gesellschaftskritisch, wie der koreanische Erfolgsfilm „Parasite“ – dadurch aber nicht weniger Sehenswert.

Wertung: 8.5 / 10


https://www.youtube.com/watch?v=LBogLcE2wNQ
©Mandarin Vision

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