Stranger Things Staffel 5

Inhalt: Es ist Herbst 1987. Hawkins ist gezeichnet von der Öffnung der Pforten zum Upside Down, und unsere Held*innen haben nur ein gemeinsames Ziel: Vecna zu finden und ihn zu töten. Aber er ist verschwunden – sein Aufenthaltsort ist ein Mysterium, ebenso was er vorhat. Erschwerend kommt hinzu, dass die Regierung die Stadt unter militärische Quarantäne gestellt und die Jagd auf Elf intensiviert hat. Erneut ist sie gezwungen, sich zu verstecken.

© Netflix

Hawkins unter Quarantäne – und eine Gang, die erwachsen geworden ist

2022 kommt einem heute wie ein alternatives Universum vor. Die Pandemie flaute langsam ab und Chris Rock wurde bei den Oscars geohrfeigt. Da besuchten wir Hawkins zum letzten Mal. Mutige Teenager und ein chaotischer Haufen Erwachsener kämpften darum, ihre Welt vor dem Untergang durch einen Lovecraft-artigen Albtraum zu bewahren. Dreieinhalb Jahre später kehrt Stranger Things nun für ein letztes Kapitel zurück und schließt damit eine der ungewöhnlichsten Serien-Erfolgsgeschichten ab.

Was mit relativ unbekannten Schauspielern und Schauspielerinnen begann, die auf der Nostalgie – Welle einer Zeit, die schon vorbei war, bevor die meisten Zuschauer überhaupt geboren waren, schwammen, hat sich zu einem globalen Phänomen entwickelt. Mit jeder Staffel wurden die erzählerischen und visuellen Standards höher gelegt. Gleichzeitig hat die Serie neue Stars hervorgebracht und Figuren wie Robin, Eddie und Max zu emotionalen Fixpunkten der Popkultur gemacht. Jetzt geht es nicht mehr darum, eine weitere Schlacht zu überleben. Es geht um den gesamten Kampf – in einem Ausmaß, der selbst für eine der weltweit größten Streaming-Plattformen Neuland ist.

Alle vertrauten Bestandteile sind nach wie vor vorhanden: der schwarze Humor, die bizarren Momente, das Trauma und die hart erkämpfte Unverwüstlichkeit seiner Protagonisten. Besonders erfrischend ist es, dass die neue Staffel schnell deutlich macht, dass sie ihren Humor nicht verloren hat. Gleichzeitig umgeht sie elegant das Problem der erkennbar gealterten Darsteller durch einen Zeitsprung. Die Handlung setzt fast zwei Jahre nach den Ereignissen der vierten Staffel ein.

Stranger Things
© Netflix

Verlust, Wachstum und neue Gesichter

Hawkins steht nun unter vollständiger Militär-Quarantäne. Die Gruppe selbst wirkt routinierter, gelassener und erschreckend souverän im Umgang mit einer Bedrohung, die das US-Militär eindeutig überfordert. Obwohl die Serie wieder auf Fan-Service und selbstreferenzielle Rückblenden setzt, kippt sie nie in selbstgefällige Nostalgie. Die schauspielerischen Leistungen bleiben weiterhin auf einem sehr guten Niveau.

Besonders hervorzuheben ist Caleb McLaughlin, der endlich zum emotionalen Mittelpunkt der Staffel wird. Seine Figur Lucas trauert um Max, deren Zustand sich nicht mehr mit den klassischen Kategorien von Leben und Tod beschreiben lässt. Diese Ambivalenz verleiht der Serie eine überraschende Ernsthaftigkeit und emotionale Tiefe. Neu im Ensemble ist Nell Fisher, die als Holly frischen Wind in die Serie bringt. Ihre verstörenden, fast „Alice im Wunderland“-artigen Erlebnisse ermöglichen eine neue Bildsprache, die eine willkommene Abwechslung zum bisher Gesehenen darstellt.

Im direkten Vergleich wirken einige Kreaturendesigns überraschend ermüdend. Der monotone, etwas sterile CGI-Look erzeugt stellenweise eine gewisse Demogorgon-Müdigkeit, die selbst ein starkes Midseason-Finale nicht vollständig vertreiben kann. Umso mehr profitiert die Staffel von Jamie Campbell Bowers Vecna. Seine ebenso ausgefallene wie bedrohliche Präsenz verleiht dem Antagonisten eine Theatralik, die die Ästhetik der digitalen Monster durchbricht und uns daran erinnert, warum diese Figur so gut funktioniert.

Erfolg als Bürde

Ironischerweise scheint der riesige Erfolg der Serie ihr manchmal im Weg zu stehen. Die Schauspieler und Schauspielerinnen, die jetzt hoch im Kurs stehen, führen zu einer deutlich spürbaren Zerstückelung der Handlung, Drehorte und Actionsequenzen. Dennoch verliert die Serie nie ihre Identität aus den Augen. Sie weiß genau, was sie ausmacht, und ermöglicht es damit, über das Erwachsenwerden zu reden, ohne die Magie der Jugend zu romantisieren.

Fazit: Während wir uns dem Höhepunkt unseres Aufenthalts in Hawkins nähern, wird Stranger Things immer umfangreicher, düsterer und blutiger. Die Serie ist der Beweis dafür, dass das Erwachsenwerden nicht das Ende des Abenteuers bedeutet, sondern vielmehr die nächste Stufe der Eskalation. Sowohl die Helden als auch ihre ärgsten Feinde haben noch ein paar Tricks auf Lager. Und das Finale verspricht, diesem außergewöhnlichen Phänomen auch gerecht zu werden.

Bewertung 8 / 10