Inhalt: „Der Mann, der nicht sterben will“ (Jorma Tommila) kehrt in das Haus zurück, in dem seine Familie während des Krieges brutal ermordet wurde. Er zerlegt es in seine Einzelteile, verlädt es auf einen Lastwagen und ist fest entschlossen, es an einem sicheren Ort zu Ehren seiner Familie wieder aufzubauen. Doch als der Kommandant der Roten Armee zurückkehrt, der seine Familie getötet hat (Stephen Lang aus DON’T BREATHE) – fest entschlossen, die Arbeit zu Ende zu bringen – beginnt eine unerbittliche, atemberaubende Verfolgungsjagd quer durch das Land. Ein Kampf auf Leben und Tod, gespickt mit cleveren, schier unglaublichen Actionszenen.
Ein wortloser Krieger kehrt zurück
Jean-Luc Godards berühmtes Zitat „Alles, was man für einen Film braucht, ist ein Revolver und ein Mädchen“ trifft auf Jalmari Helander nur zur Hälfte zu. Der finnische Regisseur beweist einmal mehr, dass er gerne auf das Mädchen verzichtet, solange er über genügend Waffen, Altmetall und improvisierte Todeswerkzeuge verfügt. Sein Held Aatami, gespielt von Jorma Tommila, ist auch im zweiten Kapitel der Sisu-Saga eine Ein-Mann-Apokalypse.
Der erste Film machte ihn zu einer Kultfigur. Ein stoischer Goldgräber, der in den letzten Tagen des Krieges ein Nazi-Bataillon dezimierte, weil sie ihm das Falsche genommen hatten: sein Gold und seinen Frieden.In der Fortsetzung geht es um die Rückkehr von Aatami in seine alte Heimat, nachdem er die Grenze zum neu annektierten sowjetischen Gebiet überquert hat. Seine Ankunft hat Konsequenzen.
Die sowjetischen Behörden befreien Igor Draganov aus einem sibirischen Gefängnis. Stephen Lang verkörpert ihn mit einer frostigen Präsenz. Draganov war für seine Beteiligung am Massaker an Aatamis Familie inhaftiert worden. Nun soll er die noch lebende Legende beseitigen. Aatami muss sterben, damit das Regime sein Gesicht wahren kann.

Ein Film wie eine Kettensäge: laut, präzise, unaufhaltsam
Draganov geht seine Aufgabe strategisch an. Er sammelt eine große Anzahl von Schlägern und Soldaten, die als Puffer gegen den unaufhaltsamen Finnen dienen sollen. Und dafür werden sie auch alle benötigt werden. Denn Helander inszeniert Aatami erneut als wandelndes Handbuch für kreative Tötungsmethoden. Der Ideenreichtum seines Helden übertrifft sogar klassische Action-Ikonen.
Während John Wick einen Bleistift benutzt hat um Gegner auszuschalten, braucht Aatami nur ein loses Holzbrett, um ein ganzes Flugzeug zum Absturz zu bringen. Werkzeuge, Altmetall, rostige Kriegsüberreste und improvisierte Maschinen werden zu Waffen, sobald sie Aatami in die Finger bekommt. Der Film folgt einer klaren Dramaturgie. Die Anfang- und Schlusssequenzen dienen der Untermalung. Dazwischen entspinnt sich ein achtzigminütiges Potpourri aus Gewalt, Überlebenswillen und geradezu choreografierten Wahnsinn.
Helander erzählt die Geschichte mit einem Minimum an Dialogen und einem Maximum an Wucht. Die emotionale Stimmung des Helden resultiert aus seiner Unerschütterlichkeit. Er trägt seine Schuld, seine Wut und seine Trauer mit sich. Jeder Schritt, jeder Gesichtsausdruck, jede einzelne Entscheidung verrät mehr über ihn, als es irgendeine Erklärung könnte.
Kreativer Exzess mit erstaunlich fokussierter Erzählung
Helanders hat eine klare Handschrift. Keine Schnörkel, keine Umwege. Hier ist alles Action, da ist alles in Bewegung. Trotzdem schafft er es, seine Figuren lebendig werden zu lassen. Draganov hat genug Präsenz, um als Gegenspieler ernst genommen zu werden. Aatami bleibt ein Mythos aus Fleisch und Narben, ein Mann, der mit zusammengebissenen Zähnen gegen die Übermacht ankämpft. Die Welt ist grausam, rau und voller Schmerz. Und gerade da liegt die ganze Energie des Films.
Die Gewaltexzesse sind erbarmungslos. Da fließt Blut in Strömen. Doch trotz dieser Brutalität bleibt Helander einer Ästhetik treu, die nie in Selbstgefälligkeit ausartet. Der Film profitiert von seiner rohen Physis, aber auch von einer fast schon komödiantischen Begeisterung für den überzogenen Überlebenskampf. Wer sich auf die absurdesten Übertreibungen einlässt, wird mit Szenen belohnt, die den Puls beschleunigen und gleichzeitig ein Grinsen provozieren.
Fazit: Sisu 2 ist eiskalte finnische Action in ihrer reinsten Form. Ein Actionfilm, der keine Zeit verschwendet, keine Umwege nimmt und genau weiß, was er will. Es ist ein physisches, kreatives und dank seines stoischen Helden fast hypnotisch-brachiales Level-für-Level-Blutbad. Die Geschichte bleibt straff, aber die Kraft der Inszenierung und das Timing der Ereignisse treiben den Film mühelos voran. Wieder einmal hat ein Regime einen miesen Tag erwischt. Für das Publikum ist das ein erfreuliches Ergebnis.
Film Bewertung 7 / 10





