Film: One of these days
Regie: Bastian Günther
Kinostart unbekannt
Länge: 120 min
FSK: unbekannt
Filmkritik:
von Nicola Scholz
One Of These Days: In einem texanischen Städtchen gibt es jedes Jahr den so genannten „Hands-On-Wettberwerb“. Per Los Verfahren werden die Teilnehmer an diesem Wettbewerb ausgesucht. In dem Wettbewerb geht es darum so lange wie möglich seine Hand am Truck zu lassen, wer als letzten noch da steht hat gewonnen und darf den Truck behalten.
Auch dieses Jahr haben sich viele gemeldet. Darunter vor allem Bürger die sich nicht viel Leisten können. Joan, brauch diesen neuen Truck, denn sein eigenes Auto hat den Geist aufgegeben und ohne Auto kann er keine normalen Wocheneinkäufe mehr tätigen. Oder mit seinem Sohn zum Arzt
fahren, wenn dieser es braucht. Aber auch die anderen Teilnehmer brauchen aus verschiedenen gründen den Truck. Die Veranstalterin selbst sieht keine Gefahr in dem Wettbewerb, jede Stunde gibt es eine 5 minütige Pause und alle sechs Stunden sogar 15 Minuten.
Doch schon bald sind die Nerven der Teilnehmer zum zerreißen gespannt.
Ein sehr beeindruckendes Werk über ein Thema das vielen bekannt sein dürfte aber mit einem Wettbewerb von dem manche sicher noch nichts gehört haben. Auf wahren Begebenheiten beruhend erzählt dieser Film in erschreckend realistischer Atmosphäre und trotz unspektakulärer Erzähltechnik vom Grad zwischen Arm und Reich und wozu dieser führen kann, im schlimmsten Fall.
Die Spiele von Texas erinnern an Panem
Diese Wettbewerbe die in Texas tatsächlich ausgeführt werden, zeigen in erschreckender Deutlichkeit die kuriosen Machenschaften der reicheren Bevölkerung, die fast schon an die Spiele aus Panem erinnern. Durch das erzählen verschiedener Figuren und ihren Beweggründen, an diesem Wettbewerb teilzunehmen, verdichtet sich der Film zum Ende hin immer mehr. Es ist eine Qual zuzuschauen wie weit Menschen gehen für so etwas wie einen fahrbaren Untersatz, nur weil sie ohne Auto in der Gegend in der
sie Leben aufgeschmissen sind.
Eingeführt wird diese Thematik mit Google Maps Bildern der Gegend,
welche zum einen aufzeigen, wie karg und trist die Gegend ist, in welcher der Film spielt und abermals den Grad zwischen Arm und Reich sehr deutlich verbildlichen. Schade allerdings das der Film nach seinem dramatischen Höhepunkt wieder zum Anfang springen muss um nochmal näher auf eine Figur einzugehen. Da hätte man von der Struktur des Filmes doch etwas umdenken müssen und anders geschnitten hätte der Film noch mehr Eindruck hinterlassen.
Denn dadurch bleibt der harte Schlag aus, oder wird vielmehr nochmal weich gewaschen. Die Wirkung geht somit leider teilweise verloren, aber die erschreckende Realität ist nun mal da und wir haben sie 120 Minuten am eigenen Leib erfahren.
Ein visuelles Erdbeben, dass im letzten Drittel verliert gegen Ende
Ein wahnsinnig intensives Erlebnis und ein Film der einen catcht, zum Nachdenken anregt und mit einem frischen Twist, der gut platziert sehr makaber und böse wirkt, ein sehr gelungenes Drama geworden ist.
Wie ein kleines Erdbeben rüttelt er am Kinositz, schubst einen dann aber 30 Minuten vor Ende aus der Handlung.
Die wirklich starken erschütternden Bilder werden durch ein romantisches Endbild eingetauscht. Jemand sagte mal das Kino müsse mit etwas positiveren Enden und einen nicht mit zu grausamen Bildern entlassen, und das tut dieser, schmerzlich positiv sind die letzten Minuten. Die Musik
untermalt und bewegt, hält aber Distanz zur Handlung und nimmt nichts vorweg.
Kleine Gesten und nicht das erwartende actionreiche Blutbad, sondern passend zur Erzählung ruhig und dafür sehr Eindrücklich. So kann Kino eben auch sein.
Meine Meinung: 8/10
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