LOST HIGHWAY

Am 20. Januar hätte David Lynch seinen 80. Geburtstag gefeiert. Zu Ehren des im vergangenen Jahr verstorbenen Ausnahmeregisseurs kehrt eines seiner rätselhaftesten und kompromisslosesten Werke zurück dorthin, wo es seine volle Wirkung entfaltet: ins Kino. LOST HIGHWAY ist ab dem 3. Februar im Rahmen der Best of Cinema-Kinoreihe erneut auf der großen Leinwand zu sehen.

Kaum ein Film trägt Lynchs unverwechselbare Handschrift so deutlich wie dieser düstere Neo-Noir-Thriller. LOST HIGHWAY verwischt mit beunruhigender Konsequenz die Grenzen zwischen Realität, Identität und surrealem Albtraum. Narrative Gewissheiten lösen sich auf, Figuren verändern sich, Zeit und Raum verlieren ihre Logik. Was bleibt, ist ein Gefühl permanenter Bedrohung und existenzieller Verlorenheit, ein Markenzeichen des Lynch’schen Kinos.

Zwischen Neo-Noir und surrealem Horror

Für die hypnotische Atmosphäre des Films sorgt nicht zuletzt die Musik von Angelo Badalamenti, Lynchs langjährigem künstlerischen Weggefährten. Seine Kompositionen verleihen LOST HIGHWAY jene schwer greifbare Melancholie und unheilvolle Spannung, die bereits „Twin Peaks“ zu einem kulturellen Phänomen gemacht hatten. Bild, Ton und Rhythmus greifen hier so präzise ineinander, dass sich der Film weniger wie eine klassische Erzählung anfühlt, sondern wie ein psychologischer Sog.

Hochkarätig besetzt mit Bill Pullman und Patricia Arquette, entfaltet LOST HIGHWAY ein Spiel mit Doppelgängern, Schuld und verdrängten Begierden. Der Film gehört zu jenen Werken von David Lynch, die sich konsequent jeder eindeutigen Interpretation verweigern und gerade dadurch ihren Reiz entfalten. Er fordert sein Publikum heraus, statt Antworten zu liefern und bleibt dadurch nachhaltig im Gedächtnis.

© Studiocanal

Ein Film wie ein endloser Albtraum

Im Zentrum steht der Jazzsaxophonist Fred Madison, dessen Ehe am Abgrund steht. Nach einer Party wird er verhaftet und des Mordes an seiner Frau Renee beschuldigt. In der Todeszelle geplagt von Kopfschmerzen und Visionen des unheimlichen Mystery Man, geschieht das Unfassbare: Fred verwandelt sich in den jungen Automechaniker Pete Dayton. Die Wärter finden einen völlig anderen Mann in der Zelle und lassen ihn frei. Doch die neue Freiheit bringt keine Erlösung. Auch Pete scheint in ein Netz aus Schuld, Gewalt und schicksalhafter Wiederholung verstrickt zu sein. Ob Fred oder Pete – alle Figuren sind Gefangene ihres eigenen inneren Abgrunds, verloren auf dem sprichwörtlichen Lost Highway.

Ein Kinoerlebnis zum Wiederentdecken

Die Wiederaufführung von LOST HIGHWAY ist mehr als nostalgische Rückschau. Sie ist eine Einladung, David Lynchs Kino erneut in seiner ursprünglich gedachten Form zu erleben. Auf der großen Leinwand entfalten Bildkomposition, Sounddesign und Atmosphäre eine Wucht, die im Heimkino kaum zu reproduzieren ist.

Lost Highway | Eine Film Analyse

Zum 80. Geburtstag eines der eigenwilligsten und einflussreichsten Filmemacher der Filmgeschichte erinnert LOST HIGHWAY daran, warum David Lynch das Kino nachhaltig verändert hat. Ein Film wie ein Fiebertraum – verstörend, faszinierend und zeitlos.