Film: Kids run
Regie: Barbara Ott
Im Kino ab: 26. November
Länge: 104 min
FSK: unbekannt
Filmkritik:
von Nicola Scholz
Kids Run: Andis Leben besteht aus 3 Kindern, welche er von zwei unterschiedlichen Frauen hat und welche ihm immer wieder zur Last fallen. Vor allem da er gerade kurz davor steht aus seiner Wohnung rauszufliegen, er einen Aushilfsjob auf einer Baustelle ausübt und auch sonst vor massig Problemen steht.
Dazu kommt, dass er die Mutter seines jüngsten Kindes noch liebt und sie am liebsten zurück gewinnen möchte. Dafür würde er wieder in den Boxring steigen, auch wenn das für ihn eine Entscheidung um Leben und Tod sein könnte. Denn er hatte schon mal einen Unfall im Boxring der ihm beinahe das Leben gekostet hätte.
Doch dann will ihm die Mutter seines jüngsten Kindes dieses wegnehmen, der neue Job als Türsteher vor einem Club droht in einer Straftat zu enden und seine anderen beiden Kinder stecken in der Wohnung seiner anderen Ex Frau fest, welche sich schon seit Tagen hat nicht blicken lassen.
Ein Film, der keine typischen Hoch – und Tiefpunkte liefert
Andis Welt droht endgültig zu zerbrechen. Das typische „Drama“. Ein Studentenabschlussfilm. Danach sieht der Film erstmal aus. Problembeladen von vorne bis hinten ohne ein Licht am Ende des Tunnels. Wir haben typische Probleme, wie in jedem x-beliebigen deutschen Drama, Armut, Rebellion, jung Vater geworden und keine Arbeit oder nur teilweise Arbeit. Dennoch ist hier der Verlauf der Geschichte der untypische Faktor. Es gibt kaum Hoch und Tiefs, sondern fast nur ein einziges sich immer weiter abwärts bewegendes Tief.
Dadurch fehlt etwas die Spannungskurve welche den Charakter wie auf einer Achterbahn mal nach oben mal nach unten schickt. Der rote Faden läuft auf einen bestimmten Höhepunkt zu, der recht schnell erkennbar wird und auf den wir praktisch 104 Minuten warten und der zu dem sehr vorhersehbaren Ende führt. Das ist eigentlich sehr Schade, denn das Langfilmdebüt von Ott weißt durchaus starke Bilder und Ideen auf.
Vorneweg ein wirklich fantastischer Auftritt von Jannis Niewöhner, bei dem man das Gefühl hat, das er mit jeder starken Rolle noch einen oben drauf setzt.
Er spielt den Familienvater, der mit seinen eignen inneren Problemen zu kämpfen hat und irgendwo auch für seine Kinder da sein möchte, der im Zwiespalt zwischen seiner und der Zukunft seiner Kinder steht, mit so einem nüchternen, realistischen Gespür für die Rolle, dass man fast schon Angst vor dem eigentlich charismatischen Schauspieler bekommt.
Der heimliche Star des Films ist das Kind
Der heimliche Star des Filmes ist dann aber trotzdem das jüngste der Kinder, welches noch nicht viel sagen kann, aber durch eine Ausstrahlung brilliert, dass man denken könnte das Kind spielt tatsächlich schon eine Rolle.
Der Niedlichkeitsfaktor sollte aber eigentlich nicht als Bonuskarte gezogen werden und so bekommt man aber leider das Gefühl, dass dieses Kind genau dafür eingesetzt wurde. Aber die Geschichte alleine schwächelt schon und das biegt auch das Kind nicht mehr gerade. Leider kann der Film sein Erzähltempo nicht halten. Zwischen verschiedenen schockierenden Momenten, gibt es immer wieder orientierungslos erscheinende Szenen.
Auch das Thema Boxen, das aus der früheren Geschichte des Hauptcharakters wieder aufgegriffen wird, scheint einfach nur in den Look des Filmes zu passen. Schade ist auch, dass man so gar nichts über das Leben von Andi erfährt, sondern wir ihn nur in der Situation kennen lernen in der er sich gerade befindet.
Der Boxkampf wirkt damit auch nur wie ein sehr brutaler Höhepunkt ohne wirklich einen wichtigen Aspekt mit in den Film zu bringen.
Dabei ist der Look des Filmes ansonsten richtig stark getroffen, mit einer Art Filmkörnung und einer Kamera die immer sehr nah bei den Charakteren bleibt. Deshalb wiegen die Schwächen in der Geschichte und der Entwicklung des Charakters um so mehr. Statt einem etwas offeneren Ende wird hier eher auf etwas seichteres und positiveres gesetzt, was nicht wirklich zum restlichen Film passt, welcher hier doch eher durch die Tiefpunkte geprägt wird.
Kids Run ist ein gutes Drama, teilweise mit stärkeren Momenten, doch mehr Ruhe und eine dichtere Erzählung hätten das Gesamtwerk noch mehr zu einem ganz eigenen, stärkerem Drama gemacht, welches sich definitiv abgehoben hätte.
Meine Meinung: 7/10
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