Inhalt: Ein romantischer Jahrestag in einer abgelegenen Hütte wird unheimlich, als eine dunkle Präsenz auftaucht und das Paar gezwungen ist, sich der unheimlichen Vergangenheit des Anwesens zu stellen.
Ein Filmemacher im produktiven Ausnahmezustand
Osgood Perkins scheint derzeit nicht zur Ruhe zu kommen. Nach Jahren seltener Veröffentlichungen liefert er innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere Projekte ab. Mit Keeper erscheint bereits sein dritter Film in zwei Jahren und der zweite Titel im Jahr 2025. Die kreative Energie des Regisseurs ist unverkennbar. Trotzdem wirkt Keeper wie ein bewusstes Gegenstück zu den lauteren, komplexeren Werken seiner jüngsten Vergangenheit. Der Film konzentriert sich vollständig auf Atmosphäre und minimalistisches Erzählen.
Gemeinsam mit Drehbuchautor Nick Lepard, der ebenfalls parallel zu mehreren Projekten arbeitet, entsteht ein Werk, das seine Spannung aus Stille, Bildern und der fragilen Dynamik eines Paares bezieht. Im Zentrum stehen Tatiana Maslany als Liz und Rossif Sutherland als ihr Partner. Ihre Beziehung wirkt angespannt, brüchig und emotional verletzlich. Diese Grundspannung prägt den Film mehr als die eigentliche Handlung.
Perkins inszeniert die beiden Figuren nicht als klassisches Horrorfilm-Paar, sondern als Menschen, die sich in einem emotionalen Niemandsland befinden. Die flache narrative Struktur ist dabei bewusst gewählt. Der Film erzählt wenig. Er deutet an, beobachtet, verstärkt Stimmungen und erzeugt ein schleichendes Gefühl des Unbehagens. Die eigentliche Superkraft von Keeper liegt in seiner Bildgestaltung. Kameramann Jeremy Cox zeigt eine beeindruckende visuelle Handschrift.
Lange Überblendungen, übereinandergelegte Bildschichten und ein Spiel mit geometrischen Formen schaffen eine Welt, die zugleich weitläufig und doch klaustrophobisch wirkt. Die Hütte, in der der Film spielt, entwickelt sich zu einem eigenen Charakter. Sie erscheint mal wie eine Festung im Wald, mal wie ein visuelles Labyrinth. Perkins nutzt diese Kulisse, um die innere Zerrissenheit seiner Figuren zu spiegeln.
Ein Rätsel, das sich nicht vollständig lösen lässt
Der Film arbeitet zudem mit gezielt gesetzten Requisiten. Ein unscheinbarer Schokoladenkuchen wird zum Symbol der Versuchung. Friedliche, idyllische Naturaufnahmen verlieren mit jeder Minute ihre beruhigende Wirkung und verwandeln die Umgebung in ein Instrument für unterschwellige Bedrohung. Diese Inszenierung ist typisch für Perkins. Seine Filme lassen sich selten auf konventionelle Horrormechaniken reduzieren. Er verfolgt die Idee, Angst in Zwischenräumen entstehen zu lassen. Keeper ist dafür ein Paradebeispiel.
Im Kern stellt der Film eine zentrale Frage: Was geschieht mit Liz. Perkins verzichtet bewusst auf eine detaillierte Erklärung. Es gibt Hinweise, aber keine umfassende Auflösung. Das macht Keeper zu einem Werk, das weniger durch Antworten funktioniert, sondern durch das Erzeugen einer stetigen Unsicherheit. Für Zuschauerinnen und Zuschauer, die sich an über erklärten Horrorfilmen stören, bietet Keeper eine erfreuliche Alternative.
Statt eindeutiger Regeln und klarer Ursachen bleibt Raum für Interpretationen. Das Böse gewinnt gerade dadurch an Wirkung, dass es sich nicht vollständig greifen lässt. Tatiana Maslany trägt den Film nahezu allein. Ihre Darstellung ist präzise, intensiv und emotional vielschichtig. Sie schafft einen Zugang zu einer Figur, deren innerer Zustand zunehmend diffus wird, aber nie künstlich oder überzeichnet wirkt. Ihr Spiel ermöglicht es dem Film, die surreale Struktur zu tragen.
Fazit: „Keeper“ ist ein eindringlicher, fast unheimlich -ruhiger Horrorfilm, der seine Wirkung aus dem Zusammenspiel von Motiven, Stimmungen und einer hervorragenden Besetzung zieht. Die Handlung bleibt bewusst minimalistisch. Dieser Ansatz wird nicht jeden ansprechen. Aber das visuelle Design, die Bildgeometrie, Maslanys Präsenz und die konsequente Konzentration auf die Atmosphäre verleihen dem Film eine ganz eigene Stärke. Ein mysteriöses, verstörendes Werk, das zeigt, wie gut Perkins die Sprache des subtilen Horrors beherrscht.
Film Bewertung 7 / 10




