Story: In New Yorks Washington Heights plant der Ladenbesitzer Usnavi (Anthony Ramos) seinen Umzug zurück in die angestammte Heimat seiner Familie in der Dominikanischen Republik, um dort eine Strandbar zu eröffnen.
Dabei wird er von der Möchtegern-Modedesignerin Vanessa (Melissa Barrera) abgelenkt. Während einer sommerlichen Hitzewelle werden ein Stromausfall und ein Lottogewinn sein Leben und das vieler seiner Nachbarn verändern.
Film Kritik
von Ilija Glavas
Merengue, Salsa und eine Dosis gute Laune
Noch bevor es Hamilton gab, gewann Lin-Manuel Miranda einen Tony für In The Heights, das Broadway-Musical aus dem Jahr 2008, das in seiner Heimatstadt spielt. Während Fans den Rhythmus seines Hip-Hop-Stils wiedererkennen werden, ist dies eine lockerere, simplere Angelegenheit, als sein späteres historisches Epos. Aber eine, die vor der gleichen Energie und Lebenslust strotzt.
Die Figuren versuchen nicht, Länder zu verändern oder Kriege zu gewinnen, aber ihre Kämpfe – um den Lebensunterhalt zu verdienen, die Liebe zu finden oder einen Platz in der Welt zu finden – sind nicht weniger bedrohlich für die Beteiligten. Es gibt gleichzeitig eine Menge Handlung und relativ wenig, was ungewöhnlich erscheint. Unser Held und Erzähler ist Anthony Ramos‘ Usnavi, ein Kioskbesitzer, der darauf spart, in die Dominikanische Republik zurückzukehren und die alte Strandbar seines Vaters wiederzueröffnen, während sein Viertel gentrifiziert und alte Geschäfte verdrängt werden.
Er ist in Vanessa (Melissa Barrera) verknallt, die es kaum erwarten kann, in die Stadt zu ziehen und ihren eigenen Mode-Shop zu eröffnen. Währenddessen ist die wunderbare Nina (Leslie Grace) aus Stanford zurück in der Stadt. Sie verließ die Stadt als erfolgreiches Mädchen, Einser-Schülerin und Hoffnung für ihre Familie und Freunde.
Viel Handlung und viele Songs erfordern viel Konzentration
Doch das Collegeleben gestaltet sich für Nina schwieriger als erwartet und sie kehrt mit einem Geheimnis zurück, was zu Konflikten mit ihrem Vater (Jimmy Smits) führt, sie aber ihrer einstigen und vielleicht zukünftigen Liebe Benny (Corey Hawkins) näher bringt. Um diesen Kern herum gibt es eine riesige Besetzung von Salon-Mädchen, Verwandten und fürsorglichen Großmüttern.
Dazu Handlungsstränge, die katastrophale Date-Nächte, einen Lottogewinn, die Notlage von sogenannten DREAMERS (Einwanderern ohne Papiere) nach US-Recht- und einen New Yorker Stromausfall während einer Hitzewelle umfassen. Die Drehbuchautorin Quiara Alegria Hudes hat das Buch des Musicals (das sie auch geschrieben hat) gekürzt und einige Charaktere und Songs entfernt, aber wir erhalten immer noch das Gefühl einer vollständig realistischen Nachbarschaft voller echter Menschen, die echte Jobs machen. Diese singen nur manchmal ein Lied.
Das bedeutet, dass man im Mittelteil vielleicht ungeduldig darauf wartet, dass sich die Handlungsstränge zusammenfügen, weil so viele Elemente in Bewegung sind.
Rasant und innovativ in Szene gesetzt
Doch das Tempo gerät nie ernsthaft ins Stocken, denn Regisseur Jon M. Chu gestaltet jede Nummer individuell und verleiht dem Film enormen Schwung. Er lässt seine Kamera durch die ruhigeren Szenen schweifen und wechselt während der Musical-Nummern alle paar Takte, nie bleibt sie länger als ein paar Sekunden unbewegt.
Als Veteran der beiden besten Teile der Step Up-Franchise und Crazy Rich Asians weiß er, wie man Tanzaufnahmen filmt und wann man sich auf die Emotionen konzentriert. Und er besetzte seinen Film mit ausreichend talentierten Darstellern, so dass es nicht nötig ist, ihre Auftritte zu schneiden.
Außerdem setzt er clevere Framings ein, so dass sich eine Tanznummer im Fenster von Usnavis Laden spiegelt und nicht von Angesicht zu Angesicht zu sehen ist. Wenn Chu sich entscheidet, etwas CGi-Zauber hinzuzufügen, tut er das mit großem Effekt: Ein Streit zwischen einer Gruppe männlicher Freunde ist teilweise animiert, während ihre verbalen Auseinandersetzungen eine halb-physische Form annehmen.
Gigantische Stofffetzen ergießen sich über Gebäude, als die angehende Designerin Vanessa um ihren Durchbruch kämpft. Und später tanzt ein Paar die Fassade eines Gebäudes hinauf, während die Sonne auf dem Fluss hinter ihnen untergeht, in einer schmerzhaft romantischen Version von „When The Sun Goes Down“.
In The Heights ist ein traditionelles und rührseliges Musical
Die Darsteller sind allesamt stark. Von der relativ etablierten Ramos – ein Mitglied der bahnbrechenden Broadway-Besetzung von Hamilton – und Hawkins von Straight Outta Compton, bis hin zu den Newcomern Barrera (zumindest neu für das deutschsprachige Publikum) und Grace.
Da stört es auch nicht, dass die etablierten Namen nur kleine Rollen haben, wie Miranda in einer kleinen Rolle als der „Piragua Guy“, Marc Anthony in einer augenzwinkernden Rolle als Vater eines Versagers und Hamiltons Christopher Jackson in einem lustigen Cameo.
Dank des konstanten Engagements der jungen Darsteller trifft die Emotion so hart, wie vorgesehen. Trotz der Rap- und Salsa-Einflüsse und der Besonderheit des kulturellen Umfelds – die Charaktere sind enorm stolz auf ihr kulturelles Erbe und die vielen nationalen Ursprünge, die sie repräsentieren – handelt es sich hier um ein großes, rührseliges, traditionelles Musical.
Fazit: Eine Geschichte über eine eng verbundene Gemeinschaft, die sich gegenseitig durch ihre Probleme hindurchhilft, mit einem gemeinsamen Sinn für kämpferischen Optimismus und einem umwerfenden Gefühl für Rhythmus, mit enorm ermutigender Wirkung.
Wie eine Injektion von Sommerurlaub direkt in den Arm, lässt es einen aus dem Kino hüpfen um alle Nachbarn zu umarmen. Das macht Freude und ist die, in dieser Zeit, benötigte Brise guter Laune. Wertung: 8 / 10
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