Film: Goddess of Fireflies (original La déesse des mouches á feu)
Regie: Anaïs Barbeau-Lavalette
Im Kino ab: unbekannt
Länge: 105 min
FSK: unbekannt
Filmkritik
von Nicola Scholz
„Es klingt wie Wellen. Hör mal. Wellen die ein Boot gegen das Dock drücken. Schön, oder? Wie ein Tsunami. Ein riesiger Tsunami.“
Goddes Of Fireflies Story: Cat ist gerade 16. Jahre alt geworden, hat einen Discman geschenkt bekommen und das Buch von Christiane F. das jeder coole aus der Schule besitzen muss, als ihr Vater mit dem Auto ihrer Mum durch die Mauer ihres Grundstückes fährt. Das ist der Anfang vom Ende zumindest für ihre Eltern. Wie es ihr geht scheint niemanden zu interessieren. Bis auf Pascal vielleicht, er plötzlich Interesse an Cat zeigt obwohl er gerade noch mit Mélanie zusammen war.
Das Rauschen des Tsunami
Durch Pascals Freundeskreis lernt sie die Droge Meskalin kennen. Mit ihr hören sich die Skateboards auf dem Platz an wie das Rauschen der Wellen oder ein Tsunami. Mélanie genießt dieses Gefühl der Ruhe, ihre streitenden Eltern rücken in den Hintergrund. Doch dann erwischt sie Pascal mit Mélanie und betäubt sich mit einer extra Portion Meskalin. Die Welt gerät aus den Fugen und dann ist da noch Kevin der ihr Halt gibt, sie schön findet und begehrenswert.
Cat muss feststellen, dass nicht alles für immer ist, Curt Cobain ist ja schließlich auch jung gestorben. Es ist Mitte der Neunziger: Musik und der Rausch von Drogen, ein Bild, eine Generation. Sie rebellieren
und verlieren dabei häufiger als das sie gewinnen, sie spielen mit und um ihr Leben als wäre es nichts Wert. Sie schreien innerlich um Ruhe und Frieden und finden diesen wieder in den Drogen. Und so befinden sie sich in einem nie enden wollenden Kreislauf der auch durch ein schockierendes Erlebnis nicht durchbrochen werden kann.
Die französische Version von Christiane F.
Die Regisseurin Anaïs Barbeau-Lavalette, erschafft eine moderne
französische Version von „Christiane F“. – welche hier zwar schick und wohlhabend ist, aber deshalb nicht weniger gebrochen. Wunderbar offen und ausnahmslos ehrlich wird Cat gespielt von Kelly Depeault. Sie
hat keine einfache Aufgabe, muss sie doch den Zwiespalt finden zwischen einem noch jungen Mädchen, das sich nur nach einem geborgenen Zuhause sehnt und einer Drogenabhängigen die auf der Suche nach Liebe, Sex und Ruhe ist.
Dabei ist die Rolle auch in jeder anderen Hinsicht eine Herausforderung von sehr freizügigen Szenen bis hin zu Drogen Ekstasen, welche sicherlich nicht leicht von der Hand zu spielen sind. Und darüber hinaus findet Barbeau-Lavalette auch in der Bildsprache so gelungene Motive
für bestimmte Gefühlsausbrüche und Augenblicke das es wahrlich selten ist, dass man im Kinosessel noch Gänsehaut bekommt, weil so fantastische Bilder schon lange niemand mehr gefunden hat. Ob es die Lichter der Stadt sind, die sich plötzlich lösen und in den Himmel aufsteigen wie Glühwürmchen oder die innere Cat. Die gegen ihre sich streitenden Eltern anschreit und wir sie unter Wasser brüllen sehen.
Endstation Abgrund – Eine Reise in die Tiefe der seelischen Qualen
„Voyage Voyage“, der Song der nicht nur ein Ohrwurm Lied ist der jedem bekannt ist, sondern auch Goddess of Fireflies auch wunderbar zusammen fasst. Er trägt uns hinaus in die laute Stadt mit einem beeindruckenden
Gefühlsausbruch von Cat vor den Augen. Ein Film der auf allen Ebenen Schlichtweg eine Glanzleistung ist und wunderbar ehrlich tiefe Einblicke in tiefe Abgründe gibt.
Und wenn es nicht die Gänsehaut am Ende ist welche überzeugt dann jeder andere Moment. Angefangen mit dem Vater in dem roten Jeep, der durch die Mauer kracht, bis hin zu Cat die ihre eigenen Grenzen durchbricht.
Meine Meinung: 10/10
Nicola Scholz betreibt den Blog Wortzauber und schreibt Rezensionen für Kinomeister. Sie ist leidenschaftlicher Filmfan und hat bereits bei zwei Kurzfilmen Regie geführt. Nicola ist regelmäßiger Gast bei der Berlinale.
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