von Ilija Glavas
Fuego Hombre – Es ist ein Bad Boys Film
17 Jahre nach ihrem letzten Einsatz, sind die beiden Haudegen Mike Lowrey ( Will Smith ) und Marcus Burnett ( Martin Lawrence ) zurück auf der Leinwand und zurück auf den Straßen Miamis – für kurze Zeit. So sieht es zumindest Marcus Burnett, der an seine Grenzen stößt, als seine Tochter ein Kind zur Welt bringt und ihn damit zum Opapa macht. WUSA! Das alleine – und die Tatsache, dass er einfach nicht mehr sein Leben riskieren möchte, weil er eine Verantwortung seiner Familie gegenüber hat, bewegen ihn dazu den aktiven Polizeidienst zu quittieren.
Sein Partner in Crime und Shoot Outs – Mike Lowrey – Will Smith, sieht sich nämlich noch lange nicht im Ruhestand, hat er doch eine persönliche Vendetta auf seiner To Do Liste. Mike kostet das Bad Boys Image vollends aus und ist nicht müde zu erwähnen, dass es noch lange nicht vorbei ist. Während Marcus sich mit Alexa, Telenova und Ventilatoren herumschlägt, versucht Mike alleine herauszufinden, wer das Attentat auf ihn ausübte. Waren es die beiden gewohnt zusammen loszuziehen, um die Stadt von bösen Jungs zu vertreiben, steht Mike plötzlich alleine da. Captain Howard – genial wie immer gespielt von Joe Pantoliano – steht dabei wieder kurz vor einem neuen Magengeschwür, weil Mike nicht auf ihn hört und die Sache alleine fast vor die Wand fährt. Da hier kein WUSA mehr hilft, muss Mike in die Abteilung AMMO – als Berater. Die Vorzeichen sind damit etwas andere. Das Spiel mit dem Alter der beiden ist ein mehr als gelungener Schachzug und sorgt für viele witzige Momente und amüsante Gespräche zwischen Marcus und Mike und dem AMMO – Team.
Die jungen Kollegen, allen voran Alexander Ludwig – bekannt aus „Vikings“ – als Tech Boy – ist eine sehr gute Wahl der beiden belgischen Regisseure, weil unerwartet gegen den Strich besetzt. Das Spezial – Team „AMMO“ – wird von Lowreys Ex Geliebter geleitet, was hier und da zu spitzzüngigen Dialogen führt. Das alles funktioniert ohne Ruckeln und hat keinen faden Beigeschmack. Es ist sogar sehr positiv, dass die Älteren hier nicht als Superbullen auftreten. Die Chemie im Cast stimmt und es macht viel Spaß die junge Garde vs. Old School Cop Arbeit zu beobachten. Stichwort: Gummigeschosse. Optisch hat sich Will Smith sehr gut gehalten – wobei Martin Lawrence etwas in die Breite gegangen ist. Diese physische Komponente, nutzen die beiden Newcomer Adil El Arbi und Bilall Fallah ( Gangstas 4 Life ) – auf dem Regiestuhl – richtig gut.
Ein Action Film ist allerdings nur so gut wie sein Antagonist, sagt man. Der Bösewicht diesmal, ist eine Überraschung – in jeder Hinsicht. Seine Stärke liegt im Nahkampf und so lässt der Kameramann in einer Szene den Blickwinkel wechseln, was eine tolle Aufnahme liefert, als er und Mike aufeinander losgehen. Die Regie schafft es, neben hervorragender Berserker Szenen auch viel gute ruhige Momente einzubauen. Diese sind es auch, die dem Film die überraschende Note geben. Hier entfaltet Bad Boys seine grösste Stärke, neben seines Humors – in der Emotionalität. In seinen stillen Passagen, bei denen man kurz seine Sichtweise ordnen kann, bevor man wieder beherzt in die Popcorn-tüte greift, weil es viel „Fuego“ gibt, welches alle Protagonisten entfesseln, ist es ein starker Film.
Mehr Film dank weniger Action
Die beiden belgischen Regiesseure machen es möglich, das Bay’sche Schnittgewitter ad Acta zu legen – ohne den reichlich vorhandenen Actionszenen deren Dynamik zu nehmen. Den Witz liefern sie gleich gut verpackt und dosiert mit. Dabei verzichten sie auf unlustige und überflüssige Szenen wie seinerzeit der Rattensex im Keller, Leichen die auf der Strasse verteilt werden und andere überzogene Spielereien ihres Vorgängers. Natürlich sind diese Kürzungen auch dem kleinern Budget geschuldet. Dadurch ist es allerdings mehr Film geworden, als Bay’scher Pathos und Patriotismus. Es gibt Drohnen, die erwähnten Gummigeschosse, eine wilde Motorrad Verfolgungsjagd und ein Mexican Stand Off – in Mexico um einige sehr nette Einfälle zu nennen. Das sieht nicht nur nach Teil 1 aus – sondern ist Bad Boys 1 mit High Tech Update incl. neuen Porsche für Mike Lowrey. Der Original Score wird ebenfalls genial untergebracht und man fühlt sich wieder zu Hause. Die Farbgebung ist weit entfernt von Michael Bay Filtern, fühlt und füllt sich perfekt in die Szenerie ein. Für jeden Miami Kenner ist die actiongeladene Stadtrundfahrt ein kleiner Ausflug in den zurückliegenden Urlaub. Nur rasanter.
Schwächen hat der Film im Plot hinten raus – trotz zwei nicht vorhersehbarer Twists, bleibt es ein solider Action Streifen im oberen Genre Drittel – ohne Nachhall. Natürlich lässt der Schluss auf eine Fortsetzung hoffen – und man darf gespannt sein, in welcher Kombination die Bad Boys zurückkehren.
Fazit: Es ist kein Action Film, der einem in Erinnerung bleiben wird – oder einen nachdenklich nach Hause begleitet. Er hat seine Schwächen, aber wesentlich mehr Stärken. Im Genre Action Komödie definitiv weit vorne dabei – ohne Klassenbester zu sein. Die Bad Boys überraschen mit Emotion, Explosivität, Witz und Zurückhaltung – ohne auf starke Action zu verzichten. Ein Genre Klassiker wird es nicht, dafür ist es ein toll unterhaltender Blockbuster mit rasanter Action, incl. Cameo von Michael Bay, dessen Fortsetzung sich bereits in Produktion befindet. Zurecht, mehr davon.
Wertung: 7,5 / 10
10 – Meisterwerk – 8-9 sehr gut – 6-7 gut – 5 Ziel erreicht – 3-4 grad noch wach geblieben – 1-2 Geldverschwendung – 0 Geld zurück verlangen
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