DIE FOTOGRAFIN

Inhalt: DIE FOTOGRAFIN ist die wahre Geschichte von Lee Miller, einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Mutig und entschlossen, trifft sie Entscheidungen nach ihren eigenen Vorstellungen. Als ehemaliges Fotomodell und Muse des Avantgarde-Fotografen Man Ray, ist Lee Miller es schließlich leid, das Fotosubjekt ihrer männlichen Kollegen zu sein und setzt fortan den Fokus auf ihre eigene Arbeit als Fotografin.

© Studiocanal

„Die Fotografin“ startet mit einem starken Einstieg: Ein schneller Herzschlag dröhnt aus den Lautsprechern, während wir Kate Winslet als Lee Miller sehen, die sich mit einer Kamera um den Hals durch Detonationen hindurch in Sicherheit bringt.

Bereits zu Beginn macht Regisseurin Ellen Kuras klar, was das Publikum erwarten kann: Eine Frau, die bereit ist, alles zu riskieren, um den perfekten Schnappschuss zu machen. Der Auftakt ist fesselnd und setzt hohe Erwartungen, doch der Film schafft es nicht ganz, dieses Level bis zum Ende zu halten.

Kate Winslet liefert in der Rolle der Kriegsfotografin Lee Miller eine beeindruckende Performance ab. Ihre Darstellung zeigt Millers Stärke, Selbstbewusstsein und Verletzlichkeit auf eindrucksvolle Weise – sie ist sowohl mürrisch als auch verführerisch, mit einem ständigen inneren Kampf, den sie durch ihre Mimik und Gestik auf die Leinwand bringt.

Kate Winslet ist DIE FOTOGRAFIN
Die Fotografin © Studiocanal / Arthaus

Kate Winslet als starke, aber rätselhafte Lee Miller

Doch obwohl der Film Millers Höhen und Tiefen darstellt, bleibt sie als Figur letztlich rätselhaft und emotional schwer fassbar. Man spürt die jahrelange Vorbereitung Winslets auf diese Rolle, doch Millers Persönlichkeit bleibt bis zum Schluss unnahbar – ähnlich wie die echte Lee Miller es offenbar auch war.

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Neben Winslet überzeugt vor allem Andrea Riseborough in der Rolle der Audrey Withers, der spröden, aber herzlichen Vogue-Redakteurin. Ihre Darstellung ist brillant und verleiht dem Film zusätzliche Tiefe. Doch die wahre Überraschung kommt in Form von Andy Samberg als David E. Scherman, Millers Fotografenkollege.

Samberg zeigt in dieser dramatischen Rolle sein komödiantisches Talent und stellt David als einen Mann dar, der Lee in allem unterstützt. Seine Figur bringt eine unerwartete Leichtigkeit in den Film, während gleichzeitig sein Kampf mit dem jüdischen Erbe und dem Kriegstrauma auf berührende Weise dargestellt wird.

LEE - Filmposter zeigt Kate Winslet
© Sky Cinema

Emotionale Höhepunkte und Konventionen

Die emotionalste Szene des Films zeigt Lee und David, wie sie einen Leichenberg fotografieren. Die Mischung aus Entsetzen und tiefer Betroffenheit, die aus den Figuren spricht, erreicht das Publikum direkt und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Gleichzeitig erzeugt die Szene, in der Miller in Hitlers Badewanne posiert, Unbehagen – ein Moment, der die Absurdität und Grausamkeit des Krieges greifbar macht.

Trotz dieser starken Momente ist der Film nicht frei von Schwächen. So wird beispielsweise Hitlers Wohnung am Münchner Prinzregentenplatz als Soldaten-Treffpunkt dargestellt, in der Getränke auf einem silbernen Tablett mit dem Nazi-Symbol serviert und Zigaretten schachtelweise geraucht werden. Auch der Parkettboden ist mit Symbolen des Nationalsozialismus verziert.

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Diese Übersymbolisierung ist nicht notwendig, um das Grauen anzuprangern. Der Film hat sie nicht nötig. Und vor allem: sie sind historisch nicht belegt. Die Fotografin hält sich sehr an herkömmliche Erzählstrukturen, wie etwa die mit Interviews verbundenen Rückblenden, die Jahrzehnte später stattfinden.

Obwohl der Fokus auf Millers Fotografien und ihre Bedeutung für die Nachkriegszeit wichtig ist, wirkt die Darstellung dieser Geschichte manchmal stereotyp. Dadurch wird das Potenzial für eine originellere Erzählweise verschenkt.

DIE FOTOGRAFIN
© Arthaus / Studiocanal

Fazit: Ein fesselndes Biopic trotz kleinerer Schwächen

Trotz der konventionellen Erzählweise bleibt „Die Fotografin“ ein gut gemachtes und bewegendes biografisches Werk, das eine faszinierende Persönlichkeit würdigt. Die Chemie zwischen Kate Winslet und Andy Samberg sowie die starke schauspielerische Leistung der gesamten Besetzung machen den Film sehenswert. Lee Millers Leben war Facettenreich und ist zweifellos eine Geschichte, die erzählt werden muss. Und auch wenn der Film – im Gegensatz zu Lee Millers Aufnahmen – bisweilen an altbewährten Strukturen und fader Bildgestaltung festhält, bietet er doch eindrucksvolle Momente, die unter die Haut gehen.

Film Bewertung 7.5 / 10