DER SALZPFAD

Inhalt: Nachdem sie gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben wurden, fassen sie den verzweifelten Entschluss zu wandern, in der Hoffnung in der Natur Trost und ein Gefühl der Akzeptanz zu finden. Mit erschöpften Ressourcen, nur einem Zelt und ein paar lebensnotwendigen Dingen ist jeder Schritt auf dem Weg ein Zeugnis ihrer wachsenden Stärke und Entschlossenheit. DER SALZPFAD ist eine Reise, die gleichermaßen erheiternd, herausfordernd und befreiend ist. Ein Porträt der Heimat, wie sie verloren gehen und auf die unerwartete Weise wiedergefunden werden kann.

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Wenn das Meer kein Ziel, sondern der letzte Ausweg ist: Wandern am Rand der Existenz

Nach The Outrun im vergangenen Jahr folgt nun mit Der Salzpfad eine weitere Verfilmung eines autobiografischen Natur-Memoirs – diesmal basierend auf Raynor Winns gleichnamigem Bestseller von 2018. Mit abgewetzten Wanderschuhen und Blasen an den Füßen schreiten die Zuschauer erneut durch raue Küstenlandschaften und werden mit existenzielle Lebensfragen konfrontiert. Zwei solcher Adaptionen machen zwar noch keinen Trend, doch es drängt sich der Verdacht auf, dass britische Studios in „Bestseller-Naturromanen“ ein neues, emotional aufgeladenes Exportgut wittern.

Im Zentrum steht ein Ehepaar mittleren Alters, das sich angesichts existenzieller Notlagen – Obdachlosigkeit und einer niederschmetternden Gesundsheits-Diagnose – zu Fuß auf den South West Coast Path entlang der südwestenglischen Küste begibt. Was auf dem Papier wie eine bewegende Geschichte über Überlebenswillen und die heilende Kraft der Natur klingt, wirkt auf der Leinwand leider zäh. Der Film beginnt zunächst mit Ray (Gillian Anderson) und Moth (Jason Isaacs), die bei einem Sturm ihr Zelt vor den Fluten retten.

Rückblenden enthüllen den dramatischen Kontext: Verlust ihres Hauses durch eine gescheiterte Investition und Moths Diagnose einer unheilbaren degenerativen Krankheit, die seine Bewegungsfähigkeit stark einschränkt. Mit nur 40 Pfund pro Woche zum Leben bleibt ihnen nichts als der Weg – ein Weg, der von Schmerz, Hoffnung, Begegnungen und Enttäuschungen geprägt ist.

Zwischen Naturheilung und sozialem Abstieg: Eine wahre Reise mit Stolpersteinen

Auf der beschwerlichen Reise treffen sie auf Menschen mit unterschiedlichsten Reaktionen: mal Mitgefühl, mal Missachtung, mal eine kostenlose Pastete, mal einen Topf heißes Wasser extra, um ihren Tee zubereiten zu können, mal einen miesgelaunten Zeitgenossen, der mit dem Stock auf ihr Zelt klopft. Drehbuchautorin Rebecca Lenkiewicz (Disobedience, She Said) bemüht sich um einen modernen Tonfall und bringt Anklänge an gesellschaftspolitische Themen ein – etwa Cornwalls gespaltene Identität als Urlaubsidyll der Wohlhabenden und gleichzeitig als wirtschaftlich abgehängte Region.

Dennoch bleiben viele dieser Motive angedeutet und nie vollständig ausformuliert, wodurch sich die Erzählung diffus und emotional nicht greifbar anfühlt. Gillian Anderson und Jason Isaacs hingegen bringen eine glaubwürdige Paar-Chemie auf die Leinwand. Ihre Darbietungen sind überzeugend und einfühlsam, als ein Ehepaar, das Zusammenhalt, Resilienz und auch Menschlichkeit lebt. Das berührt und spricht den Zuschauer an. Dennoch fällt es einem schwer zu glauben, dass sie völlig mittellos sind – dafür sind ihre Haare zu gut gestylt und ihr Aussehen zu gepflegt.

Visuell hingegen überzeugt der Film durchgehend: Die Kameraarbeit von Hélène Louvart (La Chimera, The Lost Daughter) fängt die Schönheit der Küste Cornwalls eindrucksvoll ein. Aber wenn die Dramaturgie vor sich hin plätschert und es an Spannung fehlt, können auch tolle Naturaufnahmen und der Humor nicht verhindern, dass der Zuschauer auf halber Strecke gefühlsmäßig zurückgelassen wird.

Fazit: Der Salzpfad ist ein gut gemeinter, schön fotografierter Landschafts-Drama-Film mit engagierten Hauptdarstellern, der sich aber zu oft in Wiederholungen und einem gemächlichen Tempo verliert. Die emotionale Wirkung, die eine solche Geschichte entfalten könnte, ist da – nur ohne die beabsichtigte Wucht. Was bleibt, ist der eher vage Impuls, vielleicht doch noch einmal die Wanderschuhe auszupacken.

Film Bewertung 6 / 10