Genre: Mystery / Drama | Produktion: USA 2022 | Laufzeit: ca. 105 Minuten | Regie: Olivia Newman
Mit: Daisy Edgar-Jones, Taylor John Smith, Harris Dickinson, David Strathairn, Garret Dillahunt, Michael Hyatt, Anna O`Reilly u.a.
Inhalt: Kya Clark (Daisy Edgar-Jones) lebt als zurückgezogene Außenseiterin allein in den Sümpfen von North Carolina in den 1960er Jahren, nachdem sie von ihrer gesamten Familie verlassen wurde. Als einer ihrer früheren Liebhaber auf mysteriöse Weise stirbt, wird sie des Mordes verdächtigt.
Einen beliebten Roman auf die Leinwand zu bringen, ist immer eine schwierige Aufgabe. Bei Delia Owens‘ Der Gesang der Flusskrebse, von dem bis heute über 14 Millionen Exemplare verkauft wurden, sind die Erwartungen hoch und das Publikum zahlreich. Die von Reese Witherspoons Produktionsfirma Hello Sunshine produzierte Verfilmung schafft es leider nicht ganz, diese Erwartungen zu erfüllen.
Daisy Edgar-Jones, die nach ihrer unglaublichen Leistung in der BBC/Hulu-Serie „Normal People“ und ihrer Rolle als tapferes Final Girl in dem Horrorthriller „Fresh“ zu einem aufsteigenden Shootingstar avanciert ist, taucht hier in eine Sumpflandschaft ein.
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Sie spielt Kya, eine einsame junge Frau, die auf sich allein gestellt ist, nachdem erst ihre Mutter, dann ihre Geschwister und schließlich ihr gewalttätiger Vater sie verlassen haben. Sie wird von den Bewohnern der Stadt gemieden, und es dauert nicht lange, bis man mit dem Finger auf sie zeigt, da in der Nähe ihrer Unterkunft ein junger Mann tot aufgefunden wird.
Der Film verzichtet auf die chronologische Erzählweise des Romans
Diese Mordanklage und der Prozess, in dem über Kyas Schicksal entschieden wird, bilden den Rahmen für den Film. Das Drehbuch von Lucy Alibar verzichtet auf den eher chronologischen Ansatz des Buches und präsentiert das Verbrechen ganz am Anfang des Films, wobei die Lücken durch Vor- und Rückblenden gefüllt werden.
Das ist vielleicht keine ungewöhnliche Herangehensweise für eine solche Geschichte, aber es nimmt von Anfang an eine gewisse Spannung. Und der schwache Versuch eines Gerichtsdramas ist bei weitem nicht fesselnd genug, um den Schauplatz zu einem Ort zu machen, an den man gerne zurückkehrt.
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Edgar-Jones‘ natürlich wirkender Charme, ihre unerschütterliche, überzeugende, fast unbändige Entschlossenheit sorgen dafür, dass man vor allem zu Beginn auf Kyas Seite steht. Auch Harris Dickinson beeindruckt einmal mehr als charmant finsterer Quarterback Chase Andrews.
Die toxische, manchmal etwas gewalttätige Beziehung zwischen ihm und Kya verleiht diesem ansonsten recht sanften Film eine gewisse Schärfe. Und obwohl die Dynamik der beiden einen schönen Kontrast zu der Geborgenheit und Wärme bildet, die Kya in der Beziehung zum Sohn eines amerikanischen Krabbenfängers, Tate (Taylor John Smith), empfindet, lässt die Chemie zwischen den beiden doch sehr zu wünschen übrig.
Trotz schöner Bilder bleibt vieles auf TV – Niveau
Das Problem mit der Filmversion von „Der Gesang der Flusskrebse ist“, daß man der jungen, schmächtigen, attraktiven, weißen Kya nie ganz abnimmt, eine echte Außenseiterin zu sein.
Das Mädchen aus dem Roman, das mit Dreck bedeckt und von quälender Einsamkeit zerfressen ist, wurde glatt geschliffen und weichgezeichnet, und jeder ihrer Gedanken wird von einer unermüdlichen Begleitstimme erklärt.
Diese Vorgehensweise scheint auch auf jedes andere Element des Films angewandt worden zu sein. So sehr, dass man das Gefühl hat, der Film würde eher in die Sonntagabend 20.15 Uhr-TV Ausstrahlung passen als auf die große Leinwand.
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Inszenierung und Kameraführung sind durch und durch durchschnittlich, ohne viel Reiz oder Überraschung, abgesehen von einigen schönen Sonnenuntergangsaufnahmen in den Sümpfen. Der Soundtrack wirkt oft allzu sehr aufgesetzt und anbiedernd.
Liebhaber des Buches werden ihre Freude daran haben, zu sehen, wie die Figuren zum Leben erweckt werden und welche Wendungen die Handlung nimmt. Für Neulinge ist der Film jedoch leider wenig überzeugend.
Fazit: Auch wenn der Film solide umgesetzt wurde und von Daisy Edgar-Jones und Harris Dickinson getragen wird, kann „Der Gesang der Flusskrebse“ nicht an die Beliebtheit der Vorlage anknüpfen. Es ist (leider) eine glanzlose und uninspirierte Adaption.
Film Bewertung 5 / 10