Regie: Edward Hall | Drehbuch: Nick Moorcroft, Meg Leonard | Kinostart: 22.07.21
Laufzeit: 95 Minuten
„Da scheiden sich die Geister“ beruft sich auf eine lange inszenatorische Geschichte, die abseits des Theaterstücks schon bei der ersten Kinoverfilmung ein schweres Standing hatte.
Im Original „Blithe Spirit“ persifliert man seit bereits 80 Jahren das Leben nach dem Tod. David Leans (Lawrence von Arabien, Die Brücke am Kwai) Ausarbeitung des Broadwaystücks von Noel Coward, wurde zu einem Lean-untypischen kritischen Misserfolg. Immerhin profierte der Film von einem Oscar für visuelle Effekte; etwas, das bei der zeitgenössischen Version undenkbar erscheint.
Story: Autor Charles Condomine (Dan Stevens) leidet unter einer gravierenden Schreibblockade. Die Drehbuchadaption seines eigenen Buches steht im Auftrag des Vaters seiner zweiten Frau Ruth (Isla Fischer) und Charles selbst kurz vor einem Nervenzusammenbruch hinsichtlich der baldigen Abgabefrist.
Um sich Abhilfe und einen musischen Antrieb zu verschaffen, lädt er das Medium Madame Arcati (Judi Dench) zu einer Seance. Unverhofft führt diese dazu, dass Charles verstorbene Exfrau Elvira (Leslie Mann) als paranormale Entität erscheint. Allerdings kann sie nur von ihm gesehen werden. Aus Eifersucht versucht sie alles, um der aktuellen Ehe ihres Exmannes Steine in den Weg zu legen.
Film Kritik
von Georg Reinke
Da scheiden sich die Eindrücke
Positiv bleibt in erster Linie die Ausstattung in Erinnerung. Kostüm- und Setdesign erfüllen dabei den Film mit einer historischen Impression der 30er bis ins Detail. Sei es das für die Zeit futuristische Anwesen der Condomines, welches mit einem adäquaten Feingefühl ausstaffiert wurde – oder die Kleider von Dench, welche ihr den fantastisch verschrobenen Anblick einer trügerischen Jahrmarkt Wahrsagerin verleiht.
Leider gilt dies nicht für die desolaten Einsätze visueller Effekte. Partielle Momente entbehren jeglicher Fertigkeit, computergenerierte Bilder zu erstellen. Dies führt dem Film einen ungewollten trashigen Nachgeschmack bei.
Trockene Darbietung
Derart ungeschickt gestalten sich auch Dialoge und der daraus resultierende Witz. Mag man noch Gefallen finden an Judi Denchs selbstironischem Charakter, verliert sie sich auch in einem trägen Geschehen.
Auch die keifende Elvira mag sich noch durchsetzen, wohingegen das Gefälle um den schmalen Grat zwischen Wahnsinn und Passion bei Stevens in morbider, teils überreizter Darstellung mündet. Overacting bleibt hier das Stichwort, bestärkt durch die metaphorische Chemie zwischen den Schauspielern, die hier gänzlich fehlt.
Die obskure Dreiecksbeziehung, die wohlgemerkt der Thematik des Todes mangelhaften Respekt zollt, pointiert eher das Defizit an harmonischem Beisammensein, als einer glaubwürdigen Qualität.
Nichts zu Lachen
Die Armut an Sarkasmus, das für britische Komödien übliche Charakteristikum, hindert den Zuschauer, sich einem spaßigen Seherlebnis auszuliefern. Der Klamauk-artige Tonus wird durch eher schlecht eingesetzte Slapstick Comedy untermauert. Lacher sind hier Mangelware.
Wenn dann auch noch der verbale Witz durch fast schon unangenehme Plattitüden (Elvira, die ihrem Ex-Mann das „Ghostwriting“ ihrerseits vorwirft) verloren geht, beginnt sich Langeweile zu verbreiten. Man möchte hoffen, dass das letzte Drittel eventuell narrativ kathartische Erlösung bietet-wird allerdings weiterhin enttäuscht.
Fazit: Die geistreiche Gestaltung des Sets und der Kostüme täuschen darüber nicht hinweg, dass es sich bei „Da scheiden sich die Geister“ um eine blutleere Erfahrung handelt. Intermenschliche Beziehungen erweisen sich als kalt, apathisch und dröge.
Träge verschenkt der Film kaum ein Lächeln, stattdessen wird er zu einer Geduldsprobe. Selbst Dame Judy Dench rettet hier ein uninspiriertes Drehbuch nicht. Wertung: 4 / 10