Inhalt: Ein Vater von zwei Kindern verliert plötzlich den Boden unter den Füßen, als seine Frau unerwartet stirbt. Im Kampf gegen die Trauer beginnt seine Fantasie, die sich normalerweise in Comiczeichnungen ausdrückt, Realität zu werden. So steht ihm plötzlich eine lebensgroße Krähe gegenüber, die ihn immer wieder zwingt, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen und ihn immer wieder in die Richtung seiner Söhne drängt. Die Familie muss zusammenhalten, um der dunklen Macht der Trauer Einhalt zu gebieten.
FILM KRITIK
Wohin Dylan Southern mit seinem Spielfilmdebüt auch geht, er schafft es nicht, den Zuschauer mitzunehmen. Zwischen Horror, Drama und albernen Szenen mit einer riesigen krähenartigen Puppe verliert er völlig den Faden der eigentlichen Geschichte. Und das ist sehr schade, denn in diesem kleinen Kammerspiel steckt eine Menge Potenzial, das einfach nicht genutzt wird. Zum Glück gibt es Benedict Cumberbatch, der die Rolle des verwitweten Vaters mit einer emotionalen Bandbreite an Gefühlen darstellt, so dass sowohl seine Wut als auch seine Traurigkeit und Verzweiflung greifbar werden und der eine oder andere wunderbare Moment entsteht. Eines wird hier deutlich: Der Film hätte auch wunderbar als eigenständiges Drama funktionieren können.
Aber gerade die Rolle der Krähe, die oft zu viel Raum einnimmt, ist störend und reißt den Zuschauer aus den kleinen Momenten zwischen Vater und Söhnen oder zwischen dem Vater und seinen eigenen Gefühlen heraus. Die Krähe treibt die Handlung nicht voran, sondern stolpert in Szenen, in denen sie völlig überflüssig gewesen wäre. Auch die Funktion dieser Rolle ist nicht ganz klar. Wie eine Figur aus einem Horrorfilm zu Beginn, mit ihren langen, dünnen Armen und schrecklichen Krallen, wird sie allmählich mehr zu einem Clown in einem langen schwarzen Mantel. Ein dezenter Schatten hinter dem Vater, als Darstellung der Krähe, hätte hier ausgereicht und wäre viel interessanter gewesen.
Der Film ist in einzelne Kapitel unterteilt, in denen die Trauerphase aus der Sicht des Vaters, der Kinder, der Krähe und eines Dämons gezeigt wird. Vor allem im Kapitel der Kinder wünscht man sich, den Vater durch ihre Augen zu sehen, um die „Krähenphase“ und die „Dämonenphase“ besser zu verstehen. Aber auch hier lässt sich der Film keine Zeit, sondern eilt in einem Tempo zum Ende, in dem man einzelne Momente der Trauerphase nur ausschnitthaft erleben kann. So entsteht der Eindruck, dass diese Trauerphase nur ein kurzer Akt ist – auch wenn der Dämon dem Vater kurz vor dem erlösenden, viel zu positiven Ende einen Besuch abstattet.
Der Film nimmt sich keine Zeit
Vor allem Filme wie „Sieben Minuten nach Mitternacht“ schaffen den Spagat zwischen Fiktion und Drama und nutzen die Vorstellungskraft der Figuren, um die Geschichte auf einer emotionalen Ebene weiterzuentwickeln, und verwenden Metaphern und Bilder, um das Innenleben der Figuren besser darzustellen. Hierbei bedient sich der Film auch der Figur des „Monsters“, um der Trauer einen Körper zu geben, der auch handeln kann. Die Serie „Eric“, ebenfalls mit einem grandiosen Cumberbatch in der Hauptrolle, erzählt eine ähnliche Geschichte eines Vaters, der seinen Sohn verliert und versucht, mit dem Prozess von Schuld und Wahnsinn umzugehen.
Während Eric ein haariges, blaues Monster ist, das aus der Skizze des Sohnes auftaucht und eine Position einnimmt, die sowohl tröstend als auch anklagend ist, bleibt die Krähe eine weit hergeholte Kreatur, die weder etwas Tröstliches bietet noch eine ähnliche Funktion erfüllt. Und obwohl Cumberbatch sicherlich weiß, wie er seine Rolle auszufüllen hat, schafft es der Film dennoch, seine Darstellung manchmal albern und ungreifbar wirken zu lassen. Das Fehlen von Rückblenden macht es unmöglich, einen Zugang zu dem trauernden Vater zu finden, der eher abwesend wirkt als ein liebender Vater, der einfach nur versucht, mit seiner Trauer fertig zu werden.
Fazit: Ein Film, der wie eine orientierungslose Krähe ziellos umherflattert
So bleibt der Film ein Versuch, den auf Reimen basierenden Roman in Bilder zu fassen – doch diese sind zu starr und zu ausdruckslos, um wirklich zu wirken. Und wenn die Krähe dann auch noch gegen den Dämon kämpft und man das Gefühl hat, in einem Marvel-Film zu sein, nimmt der Film ungewollt eine Comic-Qualität an, die ihn lächerlich und unwichtig erscheinen lässt und irgendwo im Hintergrund ein sehr düsteres Bild hinterlässt. Der Einzige, der hier zu bedauern ist, ist Cumberbatch, der in seiner Rolle alles gibt und doch nur verlieren kann in einem Film, der ziellos umherflattert, wie eine Krähe, die den Ausgang nicht findet.
Film Bewertung 3 / 10
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