BALLAD OF A SMALL PLAYER

Edward Berger zieht weiter: Nach „Im Westen Nichts Neues“ und „Konklave“ verlegt er sein Kino in die fiebrige Glitzerwelt von Macau. „Ballad Of A Small Player“ taucht tief ein in den Rausch der Casinos, in die schwindelerregenden Gewinne, brutal schnellen Verluste – und in die moralische Fallhöhe eines Mannes, der längst mehr verspielt hat als Geld.

Zwischen Rausch und Reue: Colin Farrell als Lord Doyle

Colin Farrell spielt Lord Doyle, einen abgetauchten Aristokraten, der seine Tage und Nächte an den Spieltischen verbringt, sich volllaufen lässt und die wenigen verbliebenen Chips ohne Plan in den Umlauf wirft. Wenn die Vergangenheit an die Tür klopft, erscheint eine mögliche Rettung in Gestalt der undurchschaubaren Dao Ming (Fala Chen), einer Casinokraft mit eigenen Geheimnissen.

Gleichzeitig sitzt ihm die Privatdetektivin Cynthia Blithe (Tilda Swinton) im Nacken, die Doyle mit dem konfrontieren will, wovor er seit Jahren wegläuft. Je tiefer er sich in die Neon-Nacht stürzt, desto mehr beginnen die Grenzen der Realität zu flimmern – Berger inszeniert diesen Kontrollverlust als eleganten Abstieg, changierend zwischen Noir-Schimmer und existenzieller Katerstimmung.

© Netflix

Neon, Noir und Nervenkitzel: Macau als eigener Charakter

Die Casinos von Macau werden hier nicht nur Kulisse, sondern Charakter: vibrierende Räume der Versuchung, in denen jede Entscheidung wie ein letzter Einsatz wirkt. Farrell gibt seinem Doyle die richtige Mischung aus Charme, Elend und Selbsttäuschung, während Fala Chen und Tilda Swinton die Schrauben anziehen – die eine mit einem verlockenden Ausweg, die andere als unerbittliches Gewissen. Stilistisch legt Berger noch eine Schippe drauf: kontrollierte Kamerabewegungen, präzise gesetzte Close-ups, ein Sounddesign, das das metallische Klirren der Jetons wie Herzschläge in die Szene hämmert.

Am Ende bleibt ein modernes Glücksspiel-Märchen über Schuld, Sucht und die Illusion, man könne sein Leben am Tisch einfach zurückgewinnen. „Ballad Of A Small Player“ startet am 15. Oktober in ausgewählten Kinos und ist ab dem 19. Oktober auf Netflix zu sehen. All in.